GUSTAV JAHN (1879 - 1919) Akadem. Maler, Grafiker und Alpinist |
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Der Bergsteiger-Friedhof von Johnsbach, (seinerzeit auch als Touristen-Friedhof benannt) JOHNSBACH im GESÄUSE 1919 Der Mann, dem man heute auf dem kleinen Johnsbacher Friedhof sein Grab schaufelt, war den Bergen verfallen mit all seiner Liebe, mit seiner ganzen Kunst, nun auch mit seinem Leben. Jeder, der ihn kannte, wusste, dass er in den Bergen sterben werde. Er selber wußte es und wünschte es. Es hätte unnatürlich und unharmonisch gewirkt, wenn dieser Mann an irgendeiner der landläufigen Krankheiten daheim in seinem Bett gestorben wäre. Colorierte Ansichtskarten: "Eingang ins Gesäuse" um 1915 (oben) Der kleine Johnsbacher Friedhof birgt manches Bergsteigergrab. Viel Elterntränen sind hier geflossen, viel frohe, kühne Jugend hat hier allzu früh geendet. Name an Name „abgestürzt“, „Tod in den geliebten Bergen“. Ein Bergsteigerfriedhof wie jener von Heiligenblut. Die Berge des Ennstales umstehen ihn in gewaltiger Runde und stehen auf ihn nieder, insbesondere der Oedstein, auf dem der unvergeßliche Mann seinen Todessturz tat, dem heute dort sein Grab in die steinige Erde geschaufelt wird. Unnötig seinem Andenken durch Marmortafel und Nachruf Dauer zu geben. Sein Werk sorgt dafür, seinen Namen lebendig zu halten, solange Menschen leben, welche die Berge lieben. Johnsbach im Gesäuse: der Bergsteigerfriedhof Johnsbach mit Kirche, Pfarrhaus und Stall um 1910Das Begräbnis in JOHNSBACH, am 24. August 1919 An einem wunderschönen Augusttag voll Sonnenglanz und Farbe wurde Gustl Jahn am Johnsbacher Friedhof in die Erde gebettet, in der schon so viele Bergsteiger von ihrer letzten Fahrt ausruhen.
Die Wettergebräunten Bergsteiger nickten stumm und so mancher wischte sich verstohlen eine Träne aus den Augenwinkeln. Dann rollten die Schollen auf den Sarg und bald wölbte sich ein Erdhügel über der letzten Ruhestätte eines Schönheitssuchers. Und zwei von jenen urgewaltigen Recken, denen er verfallen war im Leben wie im Tode, der stolze Reichenstein und der bleiche Oedstein halten ewige Wache an seinem Grabe. Nun liegt auf dem kleinen Friedhof von Johnsbach, in der kühlen Erde der Heimat, was von Gustav Jahn sterblich war. Und es wäre kleinlich von uns, den ewigen Bergen zu zürnen, die uns ihn entrissen haben. Wenn wir den allzufrühen Tod dieses aufrechten und gottbegnadeten Künstlers und Bergsteigers betrauern, so wollen wir nicht vergessen, wie reich an Arbeit und glänzenden Leistungen dieses kurze Leben war. Nicht die Zahl der Jahre, sondern der innere Wert ist entscheidend für die Beurteilung unseres Daseins.
Foto: Karl Sandtner am Begräbnistag Das am Sonntag den 24. August 1919 in Johnsbach stattgefundene würdevolle Leichenbegängnis vereinigte um den trauernden Bruder Otto Jahn einen Kreis treuer Klubgenossen, darunter außer den in so aufopfernder Weise an der Rettungsaktion beteiligten Herren Richter und Stefansky die Alpenklubmitglieder Aschenbrenner, Baumgartner, Ing. Fiebiger, Heinritz, Kauba, Maischberger, Ziegler und Zierhut sowie die Herren Prof. Andri und Linhart. Im Geiste weilten aber an der Bahre alle Wiener Vereinsmitglieder, die am letzten Klubabenden die traurige Botschaft erfahren hatten und durch berufliche Pflichten oder Verkehrsschwierigkeiten verhindert waren, den vom Schicksale so unerwartet aus dem Leben Abberufenen die letzte Ehre zu erweisen.
Das Testament von Gustav Jahn, welches am 18. März des Jahres 1915, anläßlich der bevorstehenden Einberufung zum Wehrdienst verfasst und nach seinem Tod im Oktober 1919 verfügt wurde: Gustav Jahn's treuer Freund und Alpingefährte, der Maler OTTO BARTH konnte die Wünsche Jahns zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht mehr erfüllen; Er verstarb bereits zwei Jahre vor G. Jahn, am 9. August 1916, im Alter von 39 Jahren, kurz nachdem er wegen eines schweren Nervenleidens von der Kriegsfront aus den Dolomiten, zurück nach Wien gebracht wurde. Die giftigen Dämpfe bleihaltiger Farben (Bleiweißfarben-Dünste), welche der Künstler Otto Barth bei unzähligen Übernächtigungen in seinem Atelier einatmete, hatten die Gesundheit und seine Organe schwer und irreparabel geschädigt. Herzbeschwerden und Verkalkung waren die Folgen und ab 1916 setzten dann auch Sehstörungen ein, die auf einen Gehirntumor hindeuteten. > siehe auch Nachruf und Info über Otto Barth ... Seine "RESI" - Fr. Prof. TRESL GRUBER in jungen Jahren, gemalt vom Jahn Gustl > siehe auch Nachruf und Info über Tresl Gruber ... Gibt es einen Kletterhimmel? Wenn ja, dann liegt er wohl im
Gesäuse, präziser: in Johnsbach. Und das nicht nur wegen
des berührenden Bergsteigerfriedhofes, dessen Grabkreuze
und Gedenksteine sich wie eine Anthologie der klassischen
Alpinistik lesen: Fritz Schmid fand hier seine letzte Ruhestätte, In Johnsbach liegt also der größte Bergsteigerfriedhof Österreichs ... und einer der größten der Welt, denn auf ihm sind 83 Bergsteiger begraben. 49 Gräber mit 59 Toten sind noch erhalten. ... die bekanntesten sind Gustav Jahn (Maler): stürzte 1919 an der Ödsteinkante ab. Fritz Schmid (Spitzenbergsteiger) : Schneesturmtragödie Pfingsten 1936 mit 3Toten. Wolf Stadler (Bergretter aus Wien): ebenfalls Pfingsten 1936 opferte er seine Kleidung seiner Braut, sie konnte am nächsten Tag lebend geborgen werden, er verstarb an Erschöpfung. Hans Senekowitsch: stürzte 1945 in der Dachl-Nordwand, das Seil riß, sein Gefährte blieb am Leben. Sein Bruder, der bekannte Fußballtrainer Helmut Senekowitsch, hat daraufhin den Bergsport aufgegeben und sich ganz dem Fußballsport gewidmet.Seit über 150 Jahren schreibt das Gesäuse Alpingeschichte. Am Beginn standen Admonter Mönche, Hirten und Jäger auf den Gipfeln der Ennstaler Alpen. Unter ihrer Führung fanden sich bald erste Touristen wie Heinrich Heß, die mit Eroberungen wie beispielsweise dem Kl. Buchstein, der Planspitze oder dem Durchstieg am Peternpfad zu den Pionieren zählen. Um 1900 war die “Ödsteinkante” eines der “großen Probleme der Alpen”. Am 28.08.1910 gelang endlich der erste Durchstieg durch die “Dolomitenspezialisten” Angelo Dibona, Luigi Rizzi sowie G. und M. Mayer.
(Johnsbach 1997) [64 Buch-Seiten] - Abschrift aus diesem Buch ... Mit freundlicher Unterstützung von OStr. Prof. Mag. Dr. Josef Hasitschka, Autor aus Admont Fast ängstlich, schutzsuchend, so hat man als Betrachter das Gefühl, ringeln und drängen sich die Gräber rund um die kleine Kirche, versuchen sich an ihr festzuhalten. Der Bergsteigerfriedhof in Johnsbach im Gesäuse ist einmalig in seiner Art. Die meisten Bergsteiger sind im tiefsten Grund ihres Herzens wohl auch Gott-Sucher ob sie es wollen oder nicht. Sie glauben an ihre eigene Unverletzlichkeit, suchen den Schöpfer ob sie es wissen oder nicht. Mit diesen Worten beschreibt der Pfarrer von Johnsbach sehr treffend, warum es Menschen immer wieder zu den Gipfeln zieht und viele dabei auch auf tragische Weise ihr Leben zurückgeben mussten. Die Kehrseite: Hier in Johnsbach liegen 59 Berg-Tote, deren Namen man auf 49 Grabsteinen lesen kann, verweist bei einem Rundgang der Historiker, Bergsteiger und Bergretter Josef Hasitschka, selbst in Admont zuhause und einer, der besonders viel weiß, wenn es um das Bergsteigen und um das Gesäuse geht. Der Bergsteigerfriedhof in Johnsbach ist nicht, wie zum Beispiel Soldatenfriedhöfe, planmäßig angelegt worden, sondern er ist allmählich zu dem gewachsen, was ihn heute so berühmt macht.Er war und ist auch noch heute, so schildert Josef Hasitschka, ein schöner kleiner Friedhof eines 200-Seelen-Dorfes. Mit der Entdeckung des Gesäuses als hochalpines Touristen-Paradies dokumentiert der Johnsbacher Friedhof allerdings auch die traurige Kehrseite von Begeisterung, jugendlichem Wagemut und von sonnigem Gipfelglück. Bereits 1885 trug man auf Stangen die ersten Opfer der Gesäuse-Berge vom Reichenstein herunter und bettete sie zwischen den Gräbern der Johnsbacher Bauern zur ewigen Ruhe. Josef Hasitschka: Johnsbach ist aber heute der größte Bergsteiger-Friedhof Österreichs und sicher einer der größten der Welt. Ab den 50er-Jahren wurden die Tot-Geborgenen zwar weiterhin in der Johnsbacher Totenkammer aufgebahrt, aber immer häufiger in ihre Heimatorte überführt. Gipfelsiege wurden vor Jahrzehnten häufig bejubelt und Berg-Tote als Helden der Berge und der Friedhof Johnsbach sogar als Helden-Friedhof bezeichnet. Ich teile das nicht, macht Josef Hasitschka klar. Es ist auch nicht ehrlich, alles menschliche Versagen wie falsche Einschätzung von alpinem Können und Erfahrung mit dem Schicksal und der Allmacht der Berge verdecken zu wollen;
GUSTAV JAHN, Maler und Erstbegeher - Grab 116 Jahn ist der wohl bekannteste Tote auf diesem Friedhof. Seine Fähigkeiten auf dem Gebiete der Malerei waren gleichermaßen herausragend wie jene im Alpinismus: Von Beruf akademischer Maler, verdankte er seiner hohen Begabung zahlreiche Auszeichnungen. Ein Reisestipendium nach Rom 1904 verwendete er allerdings für eine Bergfahrt ins Mont-Blanc-Gebiet. Der Alpinschriftsteller Kurt Maix schreibt in seinem Buch „Berggeschichten“ über die Bergung im Ödsteinkar: "... sie fanden die beiden. Es war nicht leicht, dieses Finden. Denn an mancher Stelle hatte die Kante wie ein steinernes Schwert gewirkt. Man mußte östlich des Sockels suchen und auch westlich. Um alles zu finden, was an den beiden sterblich war. Abstieg mit den Toten. ein trauriger Gang. Man empfindet Ergriffenheit trotz des langen Krieges, der erst vor wenigen Monaten geendet hat."
Impressionen vom Johnsbacher Bergsteigerfriedhof - damals ... ![]() ![]() ![]() (li.) Aufnahme von "JOHNSBACH im Gesäuse" um 1910 sowie (mitte) ein Foto um 1930. Im Bild rechts der Grabstein im Jahr 1958 (Foto von Hubert Walter aus Admont ... und heute ... Ein Ort der Ruhe und Kraft. In Johnsbach wahrt das Profane zum Sakralen respektvolle Distanz. ... mit dem Grabstein Gustav Jahn's - "dem bekanntesten Opfer der Gesäuse-Berge". © www.gustav-jahn.at (Fotos von Kurt Winkler)
Gustav Jahn - Grab 116 - Foto von Kurt Winkler im August 2010 Gustav Jahn und über 300 Gesäuse-Bergtote liegen auf dem Bergfriedhof in Johnsbach begraben. Ihre sterblichen Überreste wurden vor einigen Jahren aus Platzgründen in ein Gemeinschaftsgrab übergeführt. Der Maler Jahn aber hat sein Einzelgrab behalten und wird nach wie vor von Bergsteigern besucht, die sein Werk kennen und dort dafür Dank sagen wollen. Foto: © Philipp Gruber
Hier im Bild - eine Ansichtskarte, zu Gunsten und zur Erhaltung des "Johnsbacher-Bergsteigerfriedhofs" Entwurf und Gestaltung von Robert Zinner.
Auch die beiden Entwürfe für eine Gustav Jahn Gedenksäule, entwarf der Maler Robert Zinner. Nach seinen Vorstellungen sollte diese Säule am Parkplatz der Johnsbacher-Strasse, mit Blick auf den Ödstein, aufgestellt werden. Ein Vorhaben, welches später aber leider doch nicht umgesetzt werden konnte. Foto: Die Entwürfe einer "Gustav Jahn Gedenksäule - ÖDSTEIN-BLICK"
Reportage der Kronen Zeitung vom 01.11.1977 über den Johnsbacher Bergsteigerfriedhof
Bergsteigerfriedhof in Johnsbach Bild: Andreas Hollinger / Nationalpark Gesäuse Es besteht wohl eine besondere
Beziehung zwischen
Himmel und Erde, wenn man
vom Friedhof über den Kirchengrat Quelle Text letzter Absatz: Einzelbroschüre "Johnsbach im Gesäuse - ein alpines Arkadien" aus "Bergsteigerdörfer" - ein Projekt des Österreichischen Alpenvereins Ortschaft: Johnsbach Seehöhe des Hauptortes: 769 m Gebirgsgruppen
09.06.2010 - Meldung der Austria Presse Agentur (Zeitgeschichte, Alpinismus, Steiermark)
Österreichs größter Alpin-Friedhof ist 200 Jahre 83 Verunglückte fanden in Johnsbach letzte Ruhestätte -
Gedenken und erfreuliche aktuelle Bilanz Inmitten der wildromantischen Bergwelt des Ennstaler Gesäuses liegt der Bergsteigerfriedhof von Johnsbach. Er erzählt als größter derartiger Gottesacker Österreichs von den Schattenseiten des Alpinismus: 83 Bergtouristen wurden hier begraben, die Gräber von 59 Verstorbenen sind noch erhalten. Anlässlich der ersten Erwähnung eines Bergtoten vor 200 Jahren findet am Sonntag ein Gedenken statt. Der Friedhof des 200-Seelen-Bergortes Johnsbach war und ist ein kleiner Dorffriedhof. Mit dem Aufschwung des Alpinismus wurde er auch zur Ruhestätte verunglückter Bergtouristen. Gerade in den 1920er-Jahren, als die Berge des Gesäuses den Ehrentitel "Hochschule des Bergsteigens" verliehen bekamen, war der Blutzoll hoch. Wie der Historiker Josef Hasitschka schreibt, eroberte "die Wiener Kletterjugend in wildem Sturmlauf die Nordwände zwischen Planspitze und Ödstein". Diese Risikobereitschaft forderte viele Opfer: Nach dem Ersten Weltkrieg waren binnen zehn Jahren 28 frische Gräber hinzugekommen. Hasitschka hat die Schicksale der Abgestürzten, Verschütteten, Erschlagenen, Erfrorenen oder vom Blitz Getroffenen dokumentiert. Darunter finden sich besondere Tragödien wie jene von drei jungen Männern aus Wien und St. Valentin, die zu Ostern 1931 nach einem Schlechtwettereinbruch zwei Tage lang in der Südwand des Großen Bösenstein umherirrten. Als endlich - verzögert durch einen Lawinenabgang - Hilfe eintraf, waren zwei der Burschen bereits tot. Der dritte konnte sich ebenfalls aus Erschöpfung nicht mehr halten und stürzte vor den Augen der Retter ab. Der bekannteste hier zur letzten Ruhe Gebettete ist der Wiener Maler Gustav Jahn: Er fand 1919 als Vierzigjähriger mit einem Kameraden bei einem Absturz an der Ödsteinkante den Tod. Der Johnsbacher Friedhof ist auch ein besondere Stätte der Funeralkultur: Die vorwiegend aus Wien sowie Graz und Linz stammenden Hinterbliebenen gestalteten die Gräber nach ihrem Geschmack, sodass die Anlage als Denkmal urbanen Kulturempfindens gilt. "Seit Jänner 2008 mussten wir keinen Bergtoten im Gesäuse beklagen." (Quelle APA)
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Der Bergsteigerfriedhof in Johnsbach - im Gesäuse der Ennstaler Alpen (Stmk.) |
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