GUSTAV JAHN (1879 - 1919) Akadem. Maler, Grafiker und Alpinist
 

 

 

 

GUSTAV JAHN der Maler

Gustav Jahn

 


GUSTAV JAHN 1879-1919


War er ein Liebling der Götter? Hans Beat Wieland traf seine „Siegfriedgestalt“ mitten im Krieg am Pordoijoch. Einer, der ihn gut kannte, erinnerte sich seiner als „Glückskind aus der Herrgotts Sonntagslade mit luchtendblauen Siegfriedaugen und hellblondem Haarschopf“.
Er drücke seinen Bildern, seiner Berglyrik den „Jahn-Stempel“ nachdenklicher Herbheit auf, „naives Sonnenkind ...“

Gustav Jahn als LeutnantWir können dieser, in allen biographischen Rückblicken ähnlich aufscheinenden Vergötterung Gustav Jahns hier nur die Kopie seines Portraits von der Hand Ferdinand Andris entgegensetzen und sein Gemälde vom „Monte Pelmo“ (Seite 101), von dem es heißt, es sei eines der letzten und reifsten Werke. Ein Bild, das wegen seiner unbeschwerten Realistik bezaubert, wie auch viele Reproduktionen, die wir in einem Buch über sein Maler- und Bergsteigerleben sahen.
 Ähnlich wie Otto Bauriedl und Hans Beat Wieland liebte der Wiener Vereinsmeierei nicht, obwohl er zur Akademischen Sektion und zum Elite-Alpenklub Österreichs, sogar zu den Gründern eines Wintersportklubs gehörte. Als Felskletterer und Skiläufer blieb er unvergessen (mit unzähligen „neuen“ Gipfelbesteigungen und 28 Preisen bei Skirennen). Trotz seiner Erfolge war er kein Protzer, heißt es, verabscheute „alpine Reklame zumal in Tagesblättern“. Dieses souveräne Selbstbewußtsein galt auch für seine Kunst: „Mir ist lieber, ich bekomme für meine Bilder weniger bezahlt, aber dafür sollen sie von Bergsteigern oder Leuten erworben werden, die verstehen, was ich zum Ausdruck bringen wollte.“

Jahn begann seine Malerkarriere 15jährig in einer Malschule, danach auf der Kunstakademie. Der Erfolg verwöhnte ihn früh und blieb ihm treu: Preise schon während des Studiums, ein Reisestipendium, die Bronzemedaille für Landschaften aus seiner Heimat auf der Weltausstellung in St. Louis 1904, Aufträge von den österreichischen Eisenbahngesellschaften für plakative Wandbilder in ihren Bahnhöfen, Goldmedaille in Mailand für ein nach Schweden verkauftes Gemälde „Paßübergang“.

Den Gebirgskrieg überlebte er als Leiter der Brigade-Skikurse und Instruktions-Offizier.
Der 17. August 1919 sah „Jahn-Gustl“ mit seinem Freund Michael Kofler beim Klettern an der ÖdsteinNordwestkante im Gesäuse. Gegen Abend fand man beide tot am Bergfuß. Das Herz? Steinschlag?

Gustav Jahn, das „Glückskind“, wurde 41 Jahre alt.

Dieser lebensfrohe Wiener Bergsteiger und Maler hat bis zu seinem Bergtod 1919 an der Ödsteinkante im Gesäuse eine ganze Reihe von Erstbegehungen in Rax, Gesäuse und Dolomiten ausgeführt, hat die Alpen von der Rax bis zum Mont Blanc gekannt - oft unterwegs mit dem Bergmaler Otto Barth als Kameraden - und hat uns aus diesem Erleben eine ganze Reihe von Bildern überlassen. Auch während seiner Tätigkeit, von 1916 bis 1918, als militärisch-alpiner Ausbilder auf der alten Regensburger Hütte hat er beides vollzogen: Bergfahren und Bergmalen.

Dazu seine Neigung zum Wintersport, die ihm viele Preise einbrachte. All dieses Wissen und Erleben wird in Details seiner Bilder lebendig, die leider nur einem kleinen, vor allem österreichischen Kreis bekannt sind.

Zu den frühen Blättern gehören die Zeichnungen vom Skilauf, meist noch mit nur einem Stock. Die Titel: Rast, Abfahrt, Wachseln, Anschnallen, Rodeln, Zdarsky mit einem Stock abfahrend. Dazu Kletter-Studien: Aufstieg, Hakenschlagen, Traverse, Gipfelrast, Schusterspitze.
Von den Farbbildern sind zu nennen: „Frühling auf der Rax“ mit drei Bauern, wobei uns die Namen der Almgeher bekannt sind, „Tschislesalpe“ mit dem Adangkamin, Bauernhöfe im Tschislestal, wo Jahn während Kopf der jungen Bäuerin (Gustav Jahn) des Krieges malte und die drei Schwestern zu Hause waren, denen er mit den Gemälden „Heuernte“, „Aufziehendes Gewitter“ und „Kopf der jungen Bäuerin“ ein Denkmal setzte. Schießlich „Wolkenburg am Monte Pelmo“ - sein letztes bedeutendes Werk als Entwurfsarbeit, ein Geschenk an das AV-Museum von einem Wiener Bergsteiger.
Sein Plakat „Schutz den Alpenpflanzen“ stammt aus dem Jahre 1912, zeigt alle schützenswerten Alpenblumen in Einzeldarstellungen, in der Mitte eine Zirbe, den Alpenbaum, den er immer wieder zur Darstellung brachte.
Seine Plakatblätter über die Bahn - in Österreich mit dem Großglockner, in Südamerika mit den Anden sind nach wie vor unerreichbar. Zur AV-Sammlung gehört auch ein Abzeichen vom Skispringen in Kitzbühel aus dem Jahre 1908, an dem er teilnahm und viele Preise errang.

Gustav Jahn und über 300 Gesäuse-Bergtote liegen auf dem Bergfriedhof in Johnsbach begraben. Ihre sterblichen Überreste wurden vor wenigen Jahren aus Platzgründen in ein Gemeinschaftsgrab übergeführt. Der Maler Jahn aber hat sein Einzelgrab behalten und wird nach wie vor von Bergsteigern besucht, die sein Werk kennen und dort dafür Dank sagen wollen.


Eine ausführliche Beschreibung aus dem Leben des GUSTAV JAHN bietet u.a. das Buch von Egid Filek v. Wittinghausen

Gustav Jahn - Ein Maler und Bergsteigerleben

mit den Bildern: Junge Bäuerin, Frühling auf der Rax, die Mäher, Auf der Tschieslesalpe, Portrait Gustav Jahn von F. Andri, Blick vom Selljoch gegen die Geißlergruppe, Grödenertal mit Geißlergruppe, Ahrntalerinnen, Herbst in den Dolomiten, Blick auf die Langkofelgruppe, Monte Pelmo, Raschetzalm mit Rosengarten, Abendstimmung, Dolomiten, Kirchgang im Ahrntal

 

 

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Egid Filek studierte Jus und Philosophie; er schloss mit dem Dr. phil. ab. Von Beruf war er Gymnasiallehrer, zunächst in Iglau, 1900 in Brünn und ab 1904 in Wien. 1922 trat er in den Ruhestand. Er war mit Boda Maria Kreutzer verheiratet. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts war Filek auch als Schriftsteller tätig. 1898-1908 leitete er die Jugend-Zeitschrift Gaudeamus, 1917 die Pfadfinder-Zeitschrift Jung-Österreich. Nach seinem Tode wurde Filek auf dem Wiener Zentralfriedhof beigesetzt.

Egid Filek verfasste als Schriftsteller Erzählungen und Romane, die sich neben Zeitfragen vor allem mit historischen Themen Wiens und Österreichs befassen. Daneben schrieb er einige Heimat- und Landschaftsbücher, die sich weiter Verbreitung und großer Beliebtheit erfreuten

 


 

Der getreue Eckart (3. JG.Bd. 1)

GUSTAV JAHN, ein Maler der Berge - von HEINZ WANDERER

Auszüge aus dem Buch "Der getreue Eckart" (3. JG.Bd. 1), mit den Bildern: Junge Bäuerin, Frühling auf der Rax, die Mäher, Auf der Tschieslesalpe, Portrait Gustav Jahn von F. Andri, Blick vom Selljoch gegen die Geißlergruppe, Grödenertal mit Geißlergruppe, Ahrntalerinnen, Herbst in den Dolomiten, Blick auf die Langkofelgruppe, Monte Pelmo, Raschetzalm mit Rosengarten, Abendstimmung, Dolomiten, Kirchgang im Ahrntal.

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Kunst ins Volk "Der Alpenmaler Gustav Jahn" von Karl Strobl

Kunst ins Volk, "Der Alpenmaler Gustav Jahn" von Karl Strobl

DER ALPENMALER GUSTAV JAHN


"Kunst ist ein Stück Natur, gesehen durch ein Temperament". Wenn je ein Wort über die Kunst unbedingte Geltung hatte, so dieses; besonders aber in Bezug auf die Malerei und ganz besonders auf den Alpenmaler Gustav Jahn. Denn in allen Zeiten künstlerischer Potenz ist immer nur das naturhaft Gestaltete, das konkret und organisch Gebildete, lebendig Durchblutete als echte Kunst angesprochen worden; und alles wenn auch noch so geistvoll Abstrakte als blutleer und leblos; als Unkunst kat' exochen. Das Abstrakte gehört in das Gebiet der Logik und Mathematik; als künstlerischer Versuch bleibt es Konstruktion und Experiment, und ist heutigen Tages mehr als je Ausdruck künstlerischer Impotenz.
  Dies mußte vorausgeschickt werden, um unsere künstlerische Neuwertung einer schöpferischen Persönlichkeit wie Gustav Jahn, im Zeitalter des Abstraktionismus und Existenzialismus, überhaupt zu verstehen und als gerechtfertigt erscheinen zu lassen. Denn wo gibt es Konkreteres, Handfesteres, Massiveres und zugleich Harmonischeres als in der Welt der Berge? Wer sich an sie wendet, wer in die Berge geht und hier Frieden sucht, der findet wirklich heim an das Herz der Gott-Natur. Der ist heraus aus dem Bereich der Großstadt, des riesigen Ameisenhaufens der modernen Masse Menschheit und damit auch der wahrheiten Gottverlassen. Sein Gang in die Berge kommt einer Flucht zum grünen Herrgott gleich.
 Ein solcher Flüchtling war Gustav Jahn. Als Mensch und Künstler, als Alpinist und Alpenmaler. Seine Berge: das war ihm, dem großen Kind und lachenden Augenmenschen, aber auch dem Kämpfer und Künder der Felsen und Firne und all ihrer erhabenen Herrlichkeit, immer wieder der Schoß und Busen der gütigen Mutter, der erlösenden All-Natur. Ich erinnere mich, ihn einmal am Hochschwab getroffen zu haben, es war noch vor dem ersten Weltkrieg, in der Nähe der alten Fleischerhütte: Da lag er in einer Karrenmulde, wo das Völklein der Alpenblumen auf einem eben ausapernden Fleck sich angesiedelt hatte, wie erdgekreuzigt alle Viere von sich gestreckt, und schaute, schaute, schaute in das Blaue des Himmels hinauf. Da hat er mir dann im Schiestlhaus das Geheimnis seiner Kunst verraten – an Hand einer Reihe gerahmter Photos, die von ihm stammten: "Die Berge – das kommt von "bergen", untertauchen, eins-werden, das ist alles."
 Ja, und das ist es gerade, worauf es bei dem Alpenmaler Gustav Jahn ankommt: Dieses Einswerden mit der Bergwelt, mit der Gott-Natur. Man hat gesagt, Jahn gehe allzu photographisch vor, seine Berglandschaften seien gemalte Topographie. Wahr ist, daß Jahn mit seinen Alpendarstellungen in Reliefmanier, mit denen er als Pfadfinder gewirkt hat, hart an der Grenze wissenschaftlicher Genauigkeit steht, zugleich aber mit deren überaus ansprechender, zum Wandern förmlich einladenden Form eine Neuschöpfung geleistet hat. Wahr ist, daß eine große Zahl seiner Alpenporträts, im Auftrage von Bergfreunden oder der Staatsbahnen gemalt, das Gegenständliche vielleicht mehr betont, als dies mit dem künstlerischen Freiheitstrieb verträglich erscheint; Farbenphotographie sind auch diese Werke nicht zu nennen, unverkennbar und unverleugbar ist ihr starker Erlebniston, ihre leidenschaftliche Sachlichkeit.
Immer sind diese Bergbilder von Gustav Jahn Bekenntnisse seiner Bergleidenschaft, beseligt-beseligend vom Herzen zum Herzen, ein Stück Herzschlag und Pulsschlag der Bergnatur, unmittelbar abgelauscht und eingefangen. Gerade seine Felsstilisierung zum Beispiel ist durchtränkt von Persönlichkeit, immer nur ihm selber gleich, ganz und gar sympathische Jahn'sche Eigenart. Immer ist der Maler zuerst Alpinist. Immer sehen wir ihn heißbemüht, die großen Züge der Schrift, die Hand der Natur wiederzugeben, wie er sie als Kletterer und Skifahrer kennen lernte.
  Aber nie verliert er sich photographisch in lokale Details. Das ist Dolomit, das ist Plattenkalk, das ist Urgestein; das heißt Wand, das Felsenband, das Riß und Grat! Diese Kontur gibt auf den ersten Blick das Charakteristische, das innerst erfühlte Wesen der betreffenden Berggestalt: Das ist die Rax, das ist der Monte Pelmo, das ist der Langkofel, das ist der oder jener seiner Lieblingsberge. So ist Gustav Jahn der Berg- und Felsmaler und, weil die Dolomiten sein Lieblingsgebiet, der Dolomitenmaler überhaupt.
Aber nicht nur die Bergnatur, auch der Mensch in den Bergen ist Gegenstand des Alpenmalers Gustav Jahn. Ein Vergleich mit Egger-Lienz liegt nahe; während jedoch bei dem Tiroler Meister das landschaftliche Moment gegenüber dem Figuralen, den Menschheits-Ideen vollkommen zurücktritt, ist und bleibt Jahn doch in erster Linie Landschafter; man vergleiche etwa die beiden gleichnamigen Bildwerke "Die Bergmäher": Dort, bei Egger, nur mehr die schwingende Bewegung des Mähens, unerhört prägnant festgehalten, monumental gestaltet; hier, bei Jahn, der ländliche Mensch in seiner ländlichen Umwelt - und gewiß, er stört sie nicht! Billige Staffage kennt Jahn nicht; nie auch ist ihm die Landschaft bloße "Stimmungskulisse", wie eine kurzsichtige Kritik behauptet hat. Immer und überall ist bei Jahn in Luft und Licht getauchte Mensch-Erde-Harmonie; immer sind seine Bergbauern und Bergwanderer gleichsam Organe in dem Organismus der All-Natur. Hier leistet er wirklich Wesenhaftes und damit restlos Beglückendes! "Es ist Sonntag allerwege auf Jahns Bildern sowie auch in ihm fast immer Sonntag war", wie einmal ein Rezensent, Jahns Freund Gustav Schmid, angesichts der großen Jahn-Gedächtnisausstellung im Wiener Künstlerhaus (Dezember 1920) gesagt hat. Ein echtes Gottkind war dieser malende Bergsteiger oder bergsteigende Maler, der Alpenmaler Gustav Jahn! Bei ihm herrschen die hellen Farben: selbst dieser "Monte PeImo"
ragt noch sonnenselig aus dem ziehenden Schwergewölk. In diesen Bergbildern springt ein wahrer Jungbrunnen für Auge und Herz! Hier ist alles Schwere, Dunkle, Zeitgebundene abgefallen; in lindem Lichte leuchtet die Welt, die Welt der Höhen, unsere deutsche Alpenwelt.

Dr. K. L. Schubert


Kunst ins Volk 1960

Ein deutscher Alpenmaler - von Ludwig Richter

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Jahrbuch des österreichischen Touristenklubs 1927

GUSTAV JAHN, der Bergsteiger-Maler - von Dr. Karl Leopold Schubert

 

NACHRUF aus dem Jahrbuch des Österreichischen Touristenklubs 1927

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Das Bild - Monatsschrift für das Deutsche Kunstschaffen - Jahrgang 1936

GUSTAV JAHN - Soldat, Bergsteiger und Maler - von Rudolf Proksch

 

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Der Gebirgsfreund 1920

Alpenmaler GUSTAV JAHN

gebirgsfreund Bergfreund

 

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Auszug aus Land der Berge "Kunst ist ein Stück Natur - Der Alpenmaler Gustav Jahn"

mit freundlicher Unterstützung des Autors Gerhard Schirmer

 

BIOGRAFIE
Kunst ist ein Stück Natur

Von Gerhard Schirmer

Der Alpenmaler Gustav Jahn

Der Malersteig in der Preinerwand bietet auf der Rax, ja sogar im gesamten Bereich der Wiener Hausberge, eine der schönsten Klettereien im mittleren Schwierigkeitsbereich. Ausgesetzte Plattenhänge, gutgriffige Rinnen, kurze Kamine, Bänder und Wandstufen wechseln in bunter Folge, der Fels ist fest und zuverlässig und wegen seiner sonnigen Lage schon früh im Jahr schneefrei.


Freilich, die Linienführung dieser Kletterroute ist keine "ideale", geschickt weicht sie größeren Schwierigkeiten aus, was ihrer Beliebtheit aber bis heute nicht geschadet hat. Entstanden ist der Malersteig im Jahr 1901, und zwei akademische Maler - Gustav Jahn und Otto Barth - waren seine Erstbegeher. Ohne Zweifel war Gustav Jahn als Bergsteiger, aber auch als Künstler die bedeutendere Persönlichkeit. Überall in den östlichen Kalkalpen hat Jahn seine Spuren hinterlassen, aber auf der Rax fühlte er sich besonders wohl. Mit Camillo Kronich, dem legendären Pächter des Ottohauses, verband ihn bis zu seinem
Tod eine enge, aufrichtige Freundschaft. Als Kronich die Errichtung einer Steiganlage mitten durch die Preinerwand plante, stand ihm Jahn, der die Wegführung aus künstlerischer Sicht festlegte, beratend zur Seite. Auch dieser "Eisenweg", dessen Sicherungen dann der Wiener Schlossermeister August Cepl schuf, vermochte bis heute als "Hans-von-Haid-Steig" unzählige Bergsteiger zu begeistern.

Gustav Jahn studierte an der Wiener Akademie der bildenden Künste und erhielt für seine Arbeiten zahlreiche Auszeichnungen. 1904 bekam er ein Reisestipendium nach Rom, er fuhr jedoch ins Mont-Blanc-Gebiet, wo ihm unter anderem der erste Abstieg über den Nordostgrat des Dent du Geant gelang. Neben der Rax zählten die Dachsteingruppe, die Ennstaler Alpen und die Südtiroler Dolomiten zu seinen Lieblingsgebieten, in denen er es auf eine erstaunliche Zahl an Erstbegehungen brachte. Selbst der Ausbruch des Ersten Weltkriegs vermochte seinem Tatendrang keine Grenzen zu setzen.

Glück im Krieg

"Liebste Mutter! Was zurück bleibt, gehört natürlich alles Dir, tröste Dich darüber, wenn ich nicht mehr lebe, ich habe meine Zeit immer gut ausgenützt, es ist mir immer gut gegangen, wer weiß, was später gekommen wäre. 3500 Kronen gib' bitte dem Otto Barth, er wird es dann schon an meine Freundinnen verteilen.... Dein Gustl", heißt es in Jahns Testament, das er angesichts seiner Einberufung zum Kriegsdienst verfaßte. Wie wir jedoch der Einleitung zu einem Tourenbericht über eine Ersteigung der Nordwand des Gran Campanile del Murfreid (Großer Murfreidturm) auf der Trenkerführe entnehmen können, hatte Jahn das Glück, als Instruktor einer Bergführerkompagnie zugeteilt zu werden. Gustav Jahn kehrte unversehrt aus dem Krieg nach Wien zurück, wo er gemeinsam mit seiner Mutter Johanna im 4. Bezirk, Mayerhofgasse 7, wohnte.

Am 17. August 1919 wollte er mit M. Kofler die Ödsteinkante in den Gesäusebergen ersteigen.

Der Unfall am Ödstein

Wie es schließlich zu dem Unglück kam, wird wohl nie zu klären sein, Tatsache ist, daß beide Bergsteiger vermutlich vom Preußquergang - in den Tod stürzten. Wien hatte damit einen seiner besten Kletterer verloren, einen, der stets den Typ des extremen Führerlosen verkörperte und der vor allem mit der Bezwingung der Südwand der Großen Bischofsmütze Meilensteine in der Entwicklung des Klettersports zu setzen vermochte.

Steckbrief
Gustav Jahn, geb. 17.5.1879 in Wien, gest. 17.8.1919 durch Absturz von der Ödsteinkante (Ennstaler Alpen, Steiermark). Sein Grab befindet sich auf dem Johnsbacher Ortsfriedhof.

Beruf: akademischer Maler; bekleidete während des 1. Weltkriegs den Rang eines Leutnants.
Der Leitspruch "Kunst ist ein Stück Natur, gesehen durch eine Persönlichkeit", prägte stets Jahns Leben.
Er besuchte bereits 1895 die Malschule von A. Kaufmann, später studierte er an der Wiener Akademie der bildenden Künste unter A. Eisenmenger.
Seiner hohen Begabung verdankte er zahlreiche Auszeichnungen (Lampipreis, 1898; Gundelpreis, 1899; Rosenbaumpreis, 1904 u.a.). In Öl, Tempera und Aquarell malte er Landschaften sowie Personen und Genrebilder aus dem Ostalpenraum. Seine alpine Erschließungstätigkeit übte er vor allem zwischen den Wiener Hausbergen und den Südtiroler Dolomiten aus, sie führte ihn aber auch in die Ortler- und Presanellagruppe. Jahn liebte lange Gratklettereien mit Überschreitung möglichst vieler Gipfel an einem Tag, wie etwa jene Tour, die ihn von der Fünffingerspitze über Grohmannspitze - Innerkoflerturm Zahnkofel bis zum Plattkofel führte.

Wichtige Erstbegehungen:
Malersteig (Preinerwand, Raxalpe),
Hochtor-Nordwand, Jahnweg und Planspitze-Nordostwand
(beide Ennstaler Alpen),
Große Bischofsmütze-Südwand (Dachsteingruppe),
Cima Presanella-Nordwand
(Presanellagruppe), 3. SellaturmSüdwestwand,
Kleine Fermeda-Südwand,
Saß de Mesdi-Südwandpfeiler
und Südwestkante (alle Südtiroler Dolomiten)


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

   

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