GUSTAV JAHN (1879 - 1919) Akadem. Maler, Grafiker und Alpinist |
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GUSTAV JAHN und das Wiener Sporthaus der MIZZI LANGER - KAUBA:
"Mizzi" - Maria LANGER-KAUBA, * 12.9.1872 in Wien, † 5.11.1955 Gustav Jahn gehörte zur chevaleresken Sorte Mann. Hätte der Maler sonst den Auftrag angenommen (ohne sich als Künstler etwas zu vergeben), einen unseres Wissens ersten „Sportkatalog“ auch mit Damenmodellen zu illustrieren? Die Inhaberin des „Spezialgeschäftes in Ausrüstung und Bekleidung für Turistik, Ski- und Rodel, Sport, Jagd etc.“ in Wien hieß Mizzi Langer, eine begeisterte Skiläuferin, die Jahn die Gestaltung der seitenlangen Preislisten nach eigenem Gusto überließ; sie stand ihm für einige Bilder sogar Modell ... Viel mehr noch interessieren uns die Aquarelle, die trotz der Berücksichtigung von Schnitt und Stoffmustern des modischen Sortiments, ein fröhliches Spiegelbild des Bergsports zu Kaisers Zeiten sind. Sie landeten auf allerlei testamentarisch bedingten Umwegen schließlich im AV-Museum - auch ein gedrucktes Exemplar - wegen Platzmangels leider im Schubfach eines Stahlschrankes. Jahn blieb bei diesem Brotauftrag dem Vorsatz treu, das Notwendige (Reklame für Mizzi) mit dem Nützlichen zu verbinden, nämlich Stationen des alpinen Sports exemplarisch vorzuführen. So lauteten einige Titel seiner in realistische Landschaften versetzten Szenen zum Beispiel "Durchsteigung einer Spalte" ~ wozu uns auch sein Kollege Compton ein Schaubild hinterließ, und „Auf dem Gipfel der Planspitze, Einschlagen eines Mauerhakens, Auf dem Kriechband, Im Kamin“. Die vorgeführten Techniken sind vorsintflutlich. Aber der liebe Gott hat die Welt auch nicht an einem Tag erschaffen. Schauen wir nach, was die flotte Wienerin in österreichisch-ungarischer Kronenwährung anzubieten hatte.
Superb! Für Mann wie Weib hielt sie Norwegerkostüme vorrätig, nach original norwegischer Fasson aus Schottländer
Sportstoffen mit Futter aus Schafwollstoff, für Herren spezielle Kletterkostüme mit Pumphosen und gefalteter Joppe, für Damen Bergtouren-Kostüme mit Jacken zum Hochschürzen und wahlweise Pumphosen oder Rock in eleganter Form. Dazu Gebirgs- und Holzknechtmäntel für Hochtouren und Skilauf, Regenmäntel aus Gummibatist Alpina, aus dem gleichen Material Schlafsäcke und Beinschützer. Dazu reichlich alles andere Drum und Dran an Textilien und Schnickschnack.
Von dem anderen hatte sie auf Lager, was damals teuer und gefragt war; zum Beispiel kosteten ein paar Eschenholzschienen Marke „Staub Spezial“, Fasson Bombe, 24, und die Huitfeld-Bindung dazu 11 Kronen; für Eckenstein-Steigeisen mußte man 20 und für einen Stubaier Eispickel mit Bergeschenholzstiefel 10 Kronen auf den Tisch legen.
In der ellenlangen Aufzählung fielen uns einige Dinge auf, die inzwischen total aus dem Verkehr gezogen wurden: Markierungsblätter (bestehend aus grellroten Papierstreifen, bei Klettertouren zur Orientierung beim
Abstieg empfehlenswert; im Päckchen zu 50 Streifen für jeden Kunden auf Verlangen kostenlos), Kerzenschoner, Teepatronen (zur Bereitung von Tee auf kaltem Wege), fett gare Lederriemen (die auch bei größter Kälte geschmeidig bleiben) und Seifenblätter in Heften zu 30 Blatt. Nach dem Tod von Gustav Jahn, übernahm der Maler Otto Brandhuber Entwurf und Gestaltung der Mizzi Langer Kataloge. Einige Zeichnungen von Gustav Jahn wurden jedoch noch bis in die 30iger Jahre, in den Katalogen des Wiener Sporthauses abgebildet.
MIZZI LANGER KAUBA und Franz Johann KAUBA: Mizzi Langer, die Gründerin des Wiener Sporthauses und ihr Gatte Franz Kauba waren eng mit Gustav Jahn befreundet, welcher auch bis zu seinem Tod im Jahr 1919 den Entwurf und die grafische Gestaltung der Kataloge des bekannten Wiener Sportartikelgeschäftes entwarf. Ab 1920 übernahm dann Otto Brandhuber, ganz im Stil eines Gustav Jahn die Entwurfszeichnungen der damals sehr begehrten Sportkataloge, für Sommer- und Wintertouristik. Ergänzend zu unserer Bildergallerie Mizzi-Langer (Entwürfe von Gustav Jahn für das Sporthaus), nachstehend eine Projektarbeit von Mag. Span-Gogl, die uns diese Biographie von Mizzi Langer freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat. Abbildung aus dem Katlaog des Sporthauses Mizzi Langer - 1910 (Entwurf GUST.JAHN) MARIE (MIZZI) LANGER- KAUBA – Eine Biographie von Mag. Daniela Span-Gogl (©), Innsbruck Marie, in den Dokumenten auch Mizzi genannt, Langer (12.09.1872- 05.11.1955), kam im fünften Wiener Gemeindebezirk als eine der zwei Töchter des Josef und der Franziska Langer, geborene Bernauer, zur Welt. Sie wuchs als Kind des Wiener Bürgertums, das später auch ihre Kundschaft werden sollte, auf. Marie Langer heiratete am 04.07.1897 den zwei Jahre jüngeren Franz Johann Kauba, den späteren Prokurist der Firma Mizzi Langer- Kauba. Die Ehe blieb kinderlos. Die Beziehung der Langer- Kaubas scheiterte vermutlich in den zwanziger Jahren, denn als Mizzi Langer- Kauba 1954 ihr Testament verfasste, gab sie an, dass sie seit über 30 Jahren von ihrem Mann getrennt lebe und ihm deshalb nichts von ihrem Besitz zuzufallen habe. Franz Johann Kauba zog vermutlich 1952 aus der gemeinsamen Wohnung in der Kaiserstraße im siebten Bezirk aus, zumal das Ehepaar Kauba in diesem Jahr eine Ummeldung des „Meldezettels für Hauptmieter“ beantragte, wobei als Grund hierfür der Umzug Franz Kaubas angeführt wird. Spätestens ab dem Jahr 1955 hatte er seinen Hauptwohnsitz in Saalbach in Salzburg, wo er als Kaufmann gemeldet war. Obwohl ihr Ehemann erst in den fünfziger Jahren offiziell aus der Wohnung auszog, lässt sich aus der oben genannten Aussage Mizzi Langer- Kaubas schließen, dass sie sich bereits in den frühen zwanziger Jahren von ihrem Gatten getrennt haben muss und bis zu ihrem Tod 1955 auch blieb. Eine Scheidung wäre zu diesem Zeitpunkt noch nicht möglich gewesen. Die Trennung ist aber angesichts der Zeit als ein Bruch mit dem vorhandenen Bild einer katholischen Ehe zu sehen und o bgleich die Frauen in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts langsam begannen sich von den Zwängen der Gesellschaft zu lösen, wurden sie doch über ihre Ehemänner definiert. Mizzi Langer- Kauba war Inhaberin des 1896 gegründeten Sporthauses, in der Wiener Kaiserstraße sowie der dazugehörigen Kataloge, die wie das Geschäft selbst ihren Namen trugen. Durch die Gründung im Jahr 1896 war das Mizzi Langer- Kauba Sportgeschäft das Älteste Wiens. Ob sie diese Firma schon im Alter von 24 Jahren gründete oder dieses von ihrem Vater, der keinen Sohn hatte, erbte, ist nicht eindeutig geklärt. Allerdings liegt die Vermutung nahe, dass Mizzi Langer- Kauba das Geschäftes bis spätestens 1906 von ihrem Vater übernommen hat, da zu diesem Zeitpunkt bereits ihre Kataloge erschienen sowie in ihrer Verlassenschaft die Rede von einem erblichen Sportgeschäft ist. Am Handelsgericht Wien war die Firma Mizzi Langer- Kauba 1908 wie folgt eingetragen: „ 29.11.1908. Firma: Mizzi Langer. Hauptniederlassung: Wien. Betriebsgegenstand: Gemischtwarenverschleiß und Pfeidlergewerbe. Inhaber der Firma: Maria (Mizzi) Langer verheiratete Kauba in Wien. Prokurist: Franz Kauba. “ Später wurde diese Eintragung erweitert. Dann hieß es: „ 21.5.1935: Betriebsgegenstand: nunmehr auch: Bespannung und Reparatur von Tennisschlägern, Montage der Schibindungen, Schikanten und Schlittschuhen.“ Mizzi Langer- Kauba war am Meldeamt der Stadt Wien als „Kaufmann“ eingetragen und in ihrer Sterbeurkunde wurde sie als Geschäftsführerin bezeichnet. Ihr Sportgeschäft hatte sie aber bereits vor ihrem Tod gegen eine Leibrente von 2.000 Schilling verkauft. Am Handelsgericht der Stadt Wien gab es im Jahre 1940 eine weitere Umschreibung, was die Spekulation aufwirft, Mizzi Langer- Kauba habe ihr Geschäft zu diesem Zeitpunkt verkauft. Des Weiteren liegt die Vermutung nahe, dass ihr Neffe, Sepp Stüber, das Geschäft seiner Tante übernommen hat. Den Anlass zu dieser Spekulation bietet der Nachlass Mizzi Langer- Kaubas, indem Sepp Stüber als Kaufmann in der Kaiserstraße 15 im siebten Bezirk angeführt wird. Diese Adresse war jene des Sportgeschäftes Mizzi Langer- Kauba. Das Fachgeschäft wurde zumindest bis 1963 unter demselben Namen weitergeführt. Im Jahr 1983 übernahm die noch heute dort ansässige Firma Bergfuchs die Lokalitäten, in denen stets ein Sportgeschäft beheimatet war. Über dem Gebäude steht noch immer der Name Mizzi Langer- Kauba. Da über die Person Mizzi Langer- Kauba lediglich eine Verlassenschaft vorliegt, muss anhand dieser der Versuch unternommen werden, ihr weiteres Leben zu rekonstruieren, wobei einige Lücken in ihrer Biographie offen bleiben und zum Teil nur Spekulationen über bestimmte Angaben gemacht werden können. Weil Mizzi Langer- Kauba keine Nachkommen hatte, waren ihre nächsten Verwandten die beiden Brüder Sepp und Franz Stüber, beide Söhne ihrer 1915 verstorbenen Schwester Josefine. Ein Jahr vor ihrem Tod ließ die Geschäftsfrau ein Testament verfassen. Zu dieser Zeit, also am 30.11.1954, bestand ihr Erbe laut eigenen Angaben aus den beiden Hälften ihrer Häuser im Neubaugürtel Nr. 4 und in der Kaiserstraße Nr. 15 sowie der Einrichtung des letzteren und Schmuck. Als Universalerbe des gesamten Besitzes setzte Mizzi Langer- Kauba ihren Neffe Franz Stüber, der in der Verlassenschaft seiner Tante als Kaufmann im Neubaugürtel Nr. 4, im siebten Wiener Gemeindebezirk angeführt wird, ein. In ihrem Testament erwähnte sie ausdrücklich, dass ihr Ehemann Franz Johann Kauba sowie ihr Neffe Sepp Stüber nichts erhalten sollten. Sepp Stüber stellte aber bereits vor dem Tod seiner Tante eine ab dem Jahr 1953 gültige Forderungsanmeldung in der Höhe von 53.064,68 Schilling inklusive Zinsen. Marie (Mizzi) Langer- Kauba verstarb am 05.11.1955 in ihrer Wohnung in der Kaiserstraße und ihre Verlassenschaft wurde 1956 am Bezirksgericht der Inneren Stadt Wien abgehandelt wobei ihr Erbe wie folgt lautete: „ Nach Angabe des Erbvertreters und Testamentvollstreckers Herrn Dr. Romeo Nowak besteht der Nachlaß aus: a) Wohnung (4 Zimmer samt Nebenräumen) (auf Versiegelung wird ausdrücklich verzichtet) samt Einrichtung 40.000 .- [alle Angaben in Schilling] b) Kleidung Wäsche Schmuck 10.000.- Sonst ist kein Nachlass vorhanden. Die im Testament genannten Hausanteile und das erbl. Sportgeschäft wurden bei Lebzeiten gegen eine Leibrente veräußert.“ Laut Gutachten aus dem Jahr 1956 hatte der Besitz Mizzi Langer- Kaubas einen Gesamtwert von 104.694 Schilling, bestehend aus Einrichtung, Gebrauchsgegenständen, Kleidung, Wäsche, Bildern, Wertgegenständen und diversen Fahrnissen , die nicht explizit erwähnt wurden. Darüber hinaus besaß sie neben der Wohnung in der Kaiserstraße auch die Hälfte eines Hauses am Neubaugürtel und ein Haus in der Apollogasse. Foto: Das Sportgeschäft Mizzi Langer-Kauba im 7. Wiener Bezirk, Kaiserstrasse 15 im Jahr 1906 Das Geschäft Mizzi Langer- Kauba war wahrscheinlich trotz der Armut während und nach dem Ersten Weltkrieg sowie der Weltwirtschaftskrise gewinnbringend. Diese Vermutung wird nicht nur durch den oben angeführten Besitz der Geschäftsführerin bestätigt, sondern auch durch die in dieser Zeit erschienen Kataloge. Die Anstellung einer Haushälterin seit dem Jahr 1928 zeigt zum einen, dass Mizzi Langer- Kauba zumindest bis kurz vor ihrem Tod die finanziellen Möglichkeiten hatte, sich einen Haushaltshilfe zu leisten, deren Gehalt sowie deren Krankenversicherung sie allerdings ab dem September 1955 nicht mehr bezahlte, zum anderen kann dies aber auch darauf hinweise, dass Mizzi Langer- Kauba aufgrund ihres Berufes wohl kaum Zeit hatte, sich zusätzlich um die Instandhaltung zweier Häuser zu kümmern. Die finanzielle Situation Mizzi Langer- Kaubas war in ihren letzten Lebensjahren aufgrund eines Prozessen, der am Landesgericht Wien gegen sie lief wohl angespannt und sie hinterließ neben der Wohnung und Wertgegenstände auch Schulden in unbekannter Höhe. Wie prekär die finanzielle Lage Mizzi Langer- Kaubas war, zeigt auch ein aufgenommenes Darlehen, das in Teilbeträgen an sie ausgezahlt wurde. Insgesamt hatte sie bis nach ihrem Tod Rückstände in Höhe von 25.581,50 Schilling, wobei allein für die Bestattung sowie einen Grabkranz Kosten in Höhe von 8.315 Schilling anfielen. Bei Abzug aller Passiva blieb im Jahr 1955 dem Alleinerben Sepp Stüber jedoch nach wie vor ein Reinnachlass von 78.912,50 Schilling, woraus der Schluss gezogen werden kann, dass seine Tante offensichtlich eine erfolgreiche Geschäftsfrau war. In ihrer Verlassenschaft wurden neben dem Aktivnachlass auch Passiva angeführt. Dabei lassen sich einige Spekulationen und Rückschlüsse auf ihre Leben ziehen. Es wird hier unter anderem ein Spitalsaufenthalt von fünf Tagen im allgemeinen Krankenhaus erwähnt. Vermutlich hielt sie sich dort kurz vor ihrem Tod auf, zumal die Rechnung 1955 noch nicht beglichen war. Offen für Spekulationen bleibt auch eine erwähnte Zahlung an Dr. Erwin Neumayer, einen Nervenfacharzt. Es kann an dieser Stelle lediglich die Vermutung angestellt werden, dass Mizzi Langer- Kauba womöglich psychische Probleme oder auch eine Nervenkrankheit hatte. Mizzi Langer- Kauba war aber nicht nur Inhaberin eines Sportgeschäfts, sondern auch Bergsteigerin und Skiläuferin und daher ist es zunächst notwendig einen kurzen Abriss über die Geschichte des Frauenalpinismus anzuführen, um Mizzi Langer- Kauba anschließend zu verorten. Foto: Das Sportgeschäft BERGFUCHS heute ... Die Firma Bergfuchs führt sich auf das 1896 gegründete "Sporthaus" der berühmten Bergsteigerin und Skipionierin Mizzi Langer-Kauber zurück. Auch heute noch ist die seit 1983 bestehende Wiener Filiale in demselben von Mizzi Langer in Auftrag gegebenen Haus untergebracht.
Bergfuchs blieb der Tradition des ältesten Bergsportgeschäfts Österreichs treu.
Mizzi Langer-Wand "Mizzi" - Maria LANGER-KAUBA, * 12.9.1872 in Wien, † 5.11.1955 ebenda. Sie besaß ein bereits 1896 gegründetes Sporthaus, das somit das älteste Sportartikelgeschäft in Wien war. Um Mizzi Langer bildete sich im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts eine Gruppe kletterbegeisterter Bergsteiger, die sich bald als "Langer-Platte" bezeichneten und im ehemaligen Rodauner Steinbruch Kletterübungen unter manchmal wettkampfähnlichen Bedingungen abhielten. Die Felswand des Steinbruchs wurde schon bald "Mizzi-Langer-Wand" genannt und dient heute noch als Klettergarten. Langer selbst verfügte nicht nur über ausgezeichnete Kletterkenntnisse, sie tat sich auch im Skisport hervor und war bei dem von Matthias Zdarsky am 19. 3. 1905 auf dem Muckenkogel bei Lilienfeld (NÖ) veranstalteten ersten Skirennen der Welt die einzige weibliche Teilnehmerin.
TIPP: Stadtwanderweg zur Mizzi Langer-Wand - Quelle http://www.bergnews.com/touren/wiener-stadtwanderwege
MARIE LANGER- KAUBA ALS SPORTLERIN Mizzi Langer- Kauba reiht sich nicht in die Liste der erfolgreichen Erstbesteigerinnen ein sondern gehörte zu jener Gruppe kletterbegeisterter Wiener Frauen, denen es finanziell möglich war ihrem Hobby nachzugehen. Zunächst soll in diesem Zusammenhang aber auf den Frauenalpinismus eingegangen werden. Mit einem Anteil von zehn Prozent im Höhenbergsteigen, der Königsklasse des Alpinismus, waren Frauen auch im Jahr 2007 noch deutlich unterrepräsentiert und so bilden Extrembergsteigerinnen wie etwa die Oberösterreicherin Gerlinde Kaltenbrunner immer noch eine Ausnahme. In der Literatur über den frühen Alpinismus wird meist Ätheria von Aquitanien als die erste Frau erwähnt, die einen Berg (385 n. Ch. den Berg Sinai) bestiegen haben soll. Henriette d' Angeville schaffte es 1838 als erste Frau auf den Montblanc. Dabei trug sie bereits eine Hose mit einem darüber liegendem Kleid. Im Jahr 1869 bestieg Mrs. Whiteside als erste Frau den Großglockner. Die Britin Lucie Walker ist weitläufig als die erste Bergsteigerin bekannt. Diesen Status erreichte sie aufgrund der Besteigung einiger Viertausender in den Westalpen, aber vor allem aber aufgrund der Erklimmung des Matterhorns im Jahr 1871. Angeblich bezwang sie den Gipfel im Unterrock, zumal sie sich zuvor des im 19. Jahrhundert üblichen Reifrocks entledigt hatte. Die Geschichte des Alpinismus, welcher hier als „[…] Auseinandersetzung mit der Bergwelt und ihrer umfassenden Erschließung […]“ definiert wird, begann im ausgehenden 18. Jahrhunderts. Die ab 1856 ( British Alpine Club ) gegründeten Alpenclubs verwehrten Frauen zunächst die Aufnahme, einzig die Naturfreunde, gegründet 1895, nahmen Frauen von Anfang an als Mitglieder auf. In Großbritannien gründeten Frauen daher 1907 den ersten Alpenverein für Frauen, den Ladies' Alpine Club. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde der Alpinismus von der breiten Masse des Bürgertums als Sport- und Freizeitvergnügen sowie als Ausgleich zum städtischen Leben entdeckt und mit der Eisenbahn gelangte sie in die Alpen. Doch stand die klassische Touristik oft im Gegensatz zur Sommerfrische. So wollte sich der Sommerfrischler vom hektischen Leben in der Stadt erholen, der Tourist hingegen suchte die Herausforderung in den Bergen, immer höher wollten die Bergbegeisterten hinaus und „ die Suche nach der extremen Herausforderung stand im Zusammenhang mit der Krise der bürgerlichen Identität. Eine neue Generation verlor Halt und Maß im Umgang mit Politik, Gesellschaft und Natur.“ In die Zeit des nun aufblühenden Alpinismus fiel auch die Gründung der „Langer- Platte“, einer Bergsteigergruppe, die sich rund um Mizzi Langer bildeten und ihr den Namen verdankte. In den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts absolvierte die Gruppe zahlreiche Kletterübungen im Rodauner Steinbruch in Wien. . Eine Felswand des Rodauner Steinbruchs wurde in Erinnerung an Mizzi Langer- Kauba „Mizzi Langer Wand“ genannt, was auf ihre Bedeutung als Bergsteigerin verweist. Sie stieg vermutlich bis in die fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts Berg. Eine internationale Unfallversicherung, die in ihrer Verlassenschaft erwähnt wurde, lässt diese Vermutung aufkommen. Mizzi Langer- Kauba war eine der ersten Bergsteigerinnen Österreichs, die zahlreiche Berg- und Klettertouren unternahm, doch wohl bedingt dadurch, dass ihr nie eine Erstbesteigung gelang, beziehungsweise sie eine solche vielleicht nie anstrebte, sind über ihre Aktivitäten als Alpinistin darüber hinaus keine Aufzeichnungen vorhanden. Im Skilauf hingegen war sie die einzige Frau, die am ersten offiziellen Skirennen teilnahm, was ihr einen Eintrag in eine Wiener Sportzeitschrift brachte. SKIRENNEN IN LILIENFELD 1905 Mizzi Langer- Kauba war nicht nur eine Bergsteigerin sondern auch Skiläuferin, wobei sie als solche auch wesentlich deutlicher in Erscheinung tritt. Allgemein wurde Wintersport in bürgerlichen Kreisen in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts populär, wozu auch das so genannte Schneeschuhlaufen zählte und die ersten Ski präsentierten Norwegern auf der Weltausstellung 1873. Skier aus Norwegen und auch Schweden waren in Zentraleuropa zu Beginn marktführend und skandinavische Skilehrer genossen große Beliebtheit. 1891 wurde in Wien ein Skiverein gegründet, welcher der erste Skiverein der österreichisch-ungarischen Monarchie war. 1898 rief der heute als Skipionier bekannte Mathias Zdarsky (1856- 1940) den Lilienfelder Skiverein und im Jahre 1900 den Internationalen Alpen-Ski-Verein, der vierzehn Jahre nach seiner Gründung der größte Skiverein Mitteleuropas war, ins Leben.
Am 19. März 1905 veranstaltete Zdarsky ein Skirennen, den ersten Torlauf der Skigeschichte. Dieser Wettkampf, der aufgrund ungünstiger Wetterverhältnisse zuvor zwei Mal verschoben wurde, musste wegen der schlechten Schneelage auf etwa die Hälfte der ursprünglich geplanten Strecke verkürzt werden. Für diese mit mehreren Hindernissen (85 Fahnen) bestückte Abfahrt benötigten die Teilnehmer zwischen 12,5 und 20 Minuten. Für das Rennen hatten sich 23 Läufer gemeldet, darunter Franz Johann Kauba, der Mann Mizzi Langer- Kaubas, der den zweiten Platz erreichte. Darüber hinaus meldete sich eine Frau – Marie Langer- Kauba und sie war eine jener 19 Läufer/innen, die erfolgreich das Ziel passierten. Als einzige weibliche Teilnehmerin ging sie als Siegerin in ihrer Klasse hervor und erhielt dafür eine silberne Plakette. Offenbar war Mizzi Langer- Kauba ihren männlichen Mitstreitern ebenwürdig, denn sie hätte laut Allgemeine Wiener Sportzeitung , wäre die Technik und die Beherrschung des Skilaufens beurteilt worden, an dritter Stelle gelegen. Bemerkenswert ist hier vor allem, dass ihr Mann laut dieser Beurteilung nur auf Rang Acht gekommen wäre, also hinter seiner Ehefrau.
Obwohl sich der Sport auch für Damen zu einem beliebten Freizeitvergnügen entwickelte, wurde der Leistungssport für Frauen bis in die zwanziger Jahre als unpassend empfunden. Dies mag vielleicht erklären, wieso Marie Langer- Kauba die einzige Frau am Start war, insbesondere aber unterstreicht es die Tatsache, dass Mizzi Langer- Kauba nicht nur eine ausgezeichnete Bergsteigerin, sondern auch die erste Skirennläuferin Österreichs war.
DIE DARSTELLUNG DES SPORTS UND DESSEN WIRKUNG AUF DIE FRAUEN IN DEN QUELLEN Der von dem englischen Wort „disport“ abgeleitete Begriff Sport wurde erstmals 1828 in der Habsburgermonarchie eingeführt und bedeutete ursprünglich „ spaßen, scherzen, hüpfen, tanzen, Luftsprünge machen, sich vergnügen, Entspannung, Zeitvertreib.“ Gegenwärtig bezeichnet er jegliche körperliche und geistige Übung, die der Steigerung der Leistungsfähigkeit dient. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts betätigten sich vor allem Männer körperlich, wobei insbesondere Sportarten wie Jagen, Reiten, Fechten oder Bogenschießen, als jene zu erwähnen sind, welche die Männer bevorzugt ausübten. Erst im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts wurde die Wichtigkeit, zunächst leichter physischer Übungen, auch für Frauen erkannt. Gesundheit, Nervenstärke und Ausgewogenheit waren Schlagwörter, die um die Jahrhundertwende im Zusammenhang mit dem Frauensport in den Modezeitschriften wiederholt erschienen. Christiane Engel- Janosi sieht in ihrem Beitrag über die „Sporting Ladies“, diese Damen um die Jahrhundertwende als „[…] wahrhafte Pioniere […] die einem neuen Lebensgefühl den Weg geöffnet haben.“ In bürgerlichen Kreisen avancierte Sport bald zu einem gesellschaftlichen Ereignis, bei dem es weniger um die körperliche Ertüchtigung ging, doch brachte die neue Freizeitbeschäftigung speziell für die Frauen wesentliche Veränderungen mit sich. So hieß es um 1912 etwa: „ wer hätte vor wenigen Jahren geglaubt, dass Damen der guten Gesellschaft […] rittlings auf dem Rodelschlitten, noch dazu mit Männern in dichter Berührung, die Berge hinuntersausen könnten .“ Während der Kriegsjahre diente der Frauensport in erster Linie als Ersatz für fehlende Belustigungen, doch waren Sportlerinnen noch nicht gänzlich akzeptiert. In der Zwischenkriegszeit etwa behaupteten Ärzte, dass „[…] Sport die Frau vermännliche, zu einem gestörten Geschlechtscharakter führe und damit den eigentlichen Lebenszweck der Frau, die Gebärfähigkeit, behindere. “ Trotzdem griffen besonders die Frauenzeitschriften das Thema schon in den späten achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts auf. Wie sowohl Mizzi Langer- Kauba als auch die konsultierten Frauenzeitschriften Sport und dessen Wirkung auf die Frauen präsentierten, wird im Folgenden dargestellt.
DARSTELLUNG IN DEN MIZZI LANGER- KAUBA KATALOGEN Die Firma Mizzi Langer- Kauba war ein Geschäft, das sich auf die Ausrüstung und Bekleidung für Sportler/innen spezialisiert hatte, wobei aber hauptsächlich der Berg- und Skisport im Zentrum ihres Interesses standen. Die Selbstbildnisse der Geschäftsfrau Mizzi Langer- Kauba in ihren Katalogen präsentierten sie bei den verschiedensten Bergtouren, etwa beim Abseilen von einer Feldwand, auf dem Gipfel eines Berges oder beim Skirennen. Sie zeigte sich stets betont sportlich und wagemutig und ihre Bekleidung war immer sportlich und funktional. Bildnisse, die nicht Mizzi Langer- Kauba selbst darstellten, zeigten Frauen überwiegend beim Sport oder beispielsweise bei einer Rast sowie auf Berghütten. Die Mizzi Langer- Kauba Kataloge illustrieren deutlich das vorherrschende Bild der sportlichen Frauen in der Zeit zwischen der Jahrhundertwende und dem Ende des Ersten Weltkrieg, wonach es sich Sportlerinnen im Bergsport und beim Skilaufen erlauben konnten, Hosen zu tragen. Allerdings setzte sich diese Entwicklung bis zum Kriegsende noch nicht zur Gänze durch und so griffen viele Frauen, vermutlich bedingt durch die tonangebenden Frauenzeitschriften, auf eine Kombination aus Hose und einem darüber liegenden schürzbaren Rock zurück.
Obwohl die Mizzi Langer- Kauba Kataloge keine Beiträge über aktuelle Themen beinhalteten, sondern lediglich das Angebot des Geschäfts präsentierten, spiegelt der einzige Beitrag in den konsultierten Katalogen umso mehr den Aufschwung, den der Sport nach der Jahrhundertwende erlebt hatte, wider. In diesem Beitrag aus dem Jahr 1910 heißt es: „ in Zeiten überfeinerter Kultur, wenn Luxus und Genußsucht schlaraffische Märchen fast verwirklichen, erwachte noch stets die Sehnsucht nach einfachen Lebensverhältnissen.“ Es sei also nicht möglich, sich ständig nur gesellschaftlichen Ereignissen und Festen hinzugeben, ohne dabei den Drang zu verspüren, in die Natur zu ziehen. Der Autor, Hanns Barth, behauptet in seinen Ausführungen, dass es nun an der Zeit sei, sich nicht mehr nur mit Bauerntheater oder Poesie wie es deren Vorfahren taten, zu begnügen: „ wir wollen sie leben, unsere Sehnsucht – und dazu dient der Sport! “ Es wäre den Menschen nun möglich, in allen Bereichen und Jahreszeiten Sport zu treiben und damit die Sucht nach dem Messen mit der Natur zu befriedigen und daraus neue Kraft sowie Lebensmut zu schöpfen. Sport trug demgemäß nicht nur der körperlichen, sonder auch der geistigen Gesundheit bei, indem er den Menschen neuen Lebensfreude schenke. Warum Mizzi Langer- Kauba diesen Artikel wählte, die Vorzüge körperlicher Betätigung zu veranschaulichen, liegt vielleicht darin begründet, dass der Verfasser Hanns Barth im Weiteren vor allem den Ski- und insbesondere den Bergsport huldigte. So schrieb er weiters: „ Mag so jede sportliche Übung ihre Berechtigung haben, am schönsten verwirklichen sich diese Idole doch im Bergsport, der physisch und ethisch das Beste und Höchste in seiner Jüngerschaft heischt und fördert.“ In dieser Aussage zeigt sich dasselbe Bild, das auch die Frauenzeitschriften aufgriffen, nämlich die positive Wirkung von Sport. Dies wird auch durch folgende Ausführung über die Bedeutung des Bergsteigens bestätigt:
„ Aus der Nüchternheit und Einförmigkeit des Alltagslebens herausgerissen zu sein, Geist und Sinn mit besseren Eindrücken zu füllen, den Körper zu stählen und elastisch zu machen und durch all das immer stärker, froher und zufriedener zu werden […] .“
Neben dem Argument der Stärkung des Körpers, wurde ab den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts wie in dem oben angeführten Zitat auch vermehrt die positive Wirkung des Sports auf die Psyche herausgestellt. Barth führte in seinem Text diesen Einfluss auf das Alltagsleben des Menschen an, indem er verdeutlicht, dass in diesem Fall das Bergsteigen dazu beitragen würde, die alltäglichen Sorgen für einen Moment zu vergessen. Darin liegt laut ihm der zentralen Zweck des Bergsteigens:
„[…] denn frei und ungebunden, inmitten der hehren herrlich- ragenden Natur, umgeben von irdischen und atmosphärischen Schöpfungswundern, muß Leib und Seele, hingerissen vom begeisternden Beispiel und Vorbild, sich körperlich und sittlich zu wahrem Menschentum zu verklären und das Alltags Nützlichkeitsbürde als unvermeidliche Notwendigkeit leicht werden lassen. “
Der Verfasser sieht die Erfüllung des Lebens und den Aufstieg zum wie er es bezeichnete, „ wahrem Menschentum “ offenbar eng verbunden mit der Natur. Barth greift hier den Gedanken der Schriftsteller und Poeten der englischen Romantik (1789- 1832), besonders der Lake Poets auf. Das Thema der Rückkehr in die Natur spielt auch in weiteren Quellen eine zentrale Rolle. Jene Menschen, die sich beim Bergsteigen im Kampf mit den Naturgewalten als siegreich erwiesen, würden beispielsweise „[…] auch den Wechselfällen des Lebens widerstandsfähiger gegenüberstehen.“ Barth beschrieb im Weiteren, dass es die Bergfreunde zwar schon mit den ersten Frühlingstagen, ob zum Wandern oder hochalpinen Bergsteigen, in die Natur zog, aber das touristische Jahr mit Herbstbeginn meist zu Ende ging und die Menschen mussten „ traurig Abschied nehmen von den geliebten Reizen und Freuden der Natur. “ Wollten sich die Bürger in den Städten in dieser Zeit nun sportlich betätigen, blieben ihnen laut Barth nur enge Eislaufbahnen oder teure Schlittenfahrten. Das Bedürfnis nach Sport konnte demgemäß nicht zur Genüge befriedigt werden. Doch nun, nachdem Skilaufen und Rodeln populär geworden waren, gab es „[…] keine verweichlichende Pause mehr. “ „ Dornröschen und Schneewittchen sind gleichgeliebt in deutschen Landen: ob glühende Sommerpracht oder keusche Winterhehre – wir huldigen ihr jederzeit, der märchenschönen Natur mit unseren sportlichen Vergnügungen, und suchen und finden darin ein menschenwürdiges Glück. D'rum: Heil der modernen Romantik! Heil dem Sporte!“ Demzufolge seien der Winter- sowie der Bergsport gleichermaßen beliebt und wahres Glück würde einzig in der Ausübung eines Sports in freier Natur zu finden sein. Dieses „menschenwürdige Glück“ suchten ab dem ausgehenden 19. Jahrhundert auch Frauen, weshalb deren Ausrüstung und Bekleidung in den Mizzi Langer- Kauba Katalogen vom ersten vorhandenen Katalog an gleichermaßen berücksichtigt wurde. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs erschienen die Sportlerinnen, auch Langer- Kauba selbst, in den Katalogen meist in Begleitung eines Mannes, aber ab den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts auch alleine bei der aktiven sportlichen Betätigung. So entwickelten sich die Frauen bei Mizzi Langer- Kauba zwischen den Jahren 1906 und 1937 von sportlichen Frauen, welche ihre Männer in die Berge begleiteten, zu selbstbewussten Sportlerinnen, die den Aufstieg zu Fuß oder mit Skier aus eigenem Antrieb und ohne fremde Hilfe schafften. Hanns Barth, in: Mizzi Langer- Kauba, 1910, S. 3.
Auszug aus der Projektarbeit "Mode und Bekleidung für Alpinistinnen und Skiläuferinnen vom ausgehenden 19. ins frühe 20. Jahrhundert am Beispiel der Mizzi Langer- Kauba Sportkataloge sowie eine didaktische Aufarbeitung des Themas" Diplomarbeit zur Erlangung des Magistergrades an der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Leopold Franzens Universität Innsbruck Durchgeführt am Institut für Geschichte von: Mag. Daniela Span-Gogl, Innsbruck im Mai 2008
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