GUSTAV JAHN (1879 - 1919) Akadem. Maler, Grafiker und Alpinist

 

GUSTAV JAHN der Bergsteiger - seine alpinen Leistungen und Tourenbeschreibungen

 

gustav jahn

 

 

 


Der "Jahn-Gustel" wie er in Bergsteigerkreisen gerne genannt wurde, war in erster Linie Kletterer und der Fels sein Lieblingsgebiet, doch hat er auch in Firn uns Eis dank seiner unglaublichen Trittsicherheit und seines hervorragenden Könnens manche bachtungswerte Leistung vollbracht. Auch als Skifahrer hat er viele Erfolge errungen, was die an anderer Stelle erwähnten 28, zum Teil ersten Preise, beweisen. Und doch war er kein "Sportsmann" und unterschied sich auch als Meisterkletterer wesentlich von den heutigen Klettergrößen.

Keine einzige Stelle nahm er mit Kraft, sondern schien dem spröden Fels Meter um Meter abzuschmeicheln. Mit ruhiger Gelassenheit und unglaublicher Geschmeidigkeit bewegte er sich im allerschwersten Gelände so sicher, als ob er auf blumiger Matte laufwandeln würde. Im Klettern zuzusehen war gerade zu ein schönheitlicher Genuss.

Die Anwendung von künstlichen Hilfsmitteln, wie Stiften, Haken, Karabiner usw. verschmähte Gustav Jahn nicht nur, sondern hielt sie vom bergsteigerischen Standpunkt aus als geradezu unzulässig!

Trotzdem gönnte er aber den vielen, die einen schwindeligen Pfad zur Höhe lieben, ohne den Fels entsprechend meistern zu können, die Freude an einen versicherten Klettersteig und regte beim Pächter des Ottohauses auf der Rax Camillo Kronich, den Bau des "Alpenvereinssteiges" an und beriet ihn auch bei der Erstellung des nach ihm benannten "Jahn-Steiges" sowie des "Hans-Haid-Steiges" und verdiente sich so auch den Dank der großen Gemeinde der Raxbesucher. Die Anfänge seiner alpinen Betätigungen reichen in das Jahr 1895 zurück, wo er mit der Familie den Sommer in Gloggnitz (NÖ) verbrachte und von dort auf die Rax kam. Hier erwachte auch die Leidenschaft und die Liebe zu den Bergen. In den folgenden Jahren war er sowohl in Gloggnitz als auch am Fuße der Rax, in Weißenkirchen in der Wachau sowie in Flatz bei Neunkirchen auf Aufenthalt, wo er sich mit Malstudien und Kletterübungen beschäftigte. Bis 1900 unternahm er Bergfahrten im Rax- und Hoschschwabgebiet sowie in den Gesäusebergen.

 


von seinen vom Jahr 1900 an durchgeführten Touren seien hier im folgenden, in ihrer zeitlichen Aufeinanderfolge angeführt - sofern diese überhaupt bekannt wurden:

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Gustav Jahn 1879-1919 Blick auf die Berge bei Sonnenaufgang  1900 Gesäuse und Dolomiten.

1900 wurde fleißig das Gesäuse besucht, in den Dolomiten Winkler- und Stabelerturm bestiegen und als Neutour die Westwand der Admonter Frauenmauer durchgeführt.


Durchsteigung der Westwand der Admonter Frauenmauer

Ing. Eduard Pichl & Gustav Jahn

Der Große Buchstein von Süden. Die vom Gipfel herabziehende Schattenkontur markiert den Westgrat (III-), den beliebtesten Kletterweg. Der Normalanstieg führt durch die Schlucht zwischen Hauptgipfel und Admonter Frauenmauer (links)

KLETTERN: Die Südwand der Tieflimauer bietet schwere Klettereien, empfehlens-wert die Westkante (V) und die Westwand (IV).

Er ist kein einzelner Berg, er ist ein weitläufiger Gebirgsstock, der nach allen Seiten jäh abfällt wie die Befestigungsanlage einer alten, trotzigen Ritterburg. Dieser Bergklotz hat sich ringsherum mit einer steilen Zyklopenmauer umgeben, aus der wie Zinnen die einzelnen Gipfel herausragen: Großer Buchstein, 2224m, St.Gallener Spitze, 2143 m, Admonter Frauenmauer, 2172m, Plattenkogel, 1983m, und Buchsteinmauer, 2123m. Sie sind alle selbständige Gipfel, die durch ein weites Hochplateau mitsammen verbunden sind. Mehr als drei Dutzend Anstiege, die durchwegs anspruchsvolle Klettereien sind, ergeben eine abwechslungsreiche Palette für den Bergsteiger. Auf alle angeführten Gipfel führen lohnende, oft auch selten begangene Routen, die Anstiege vom Talaus sind alle lang und mühsam. Der einzige Stützpunkt ist das Buchsteinhaus. Es steht bereits auf einer Höhe von 1571 Metern und von dort ist eine Besteigung auf dem Normalweg über das Krautgartl nicht mehr allzu langwierig.


 

Dolomiten: DIE VAJOLETTÜRME - Torri del Vaiolet - in der Rosengartengruppe

Die sechs Vajolet-Türme sind eine bizarre Felsformation im Zentrum der Rosengartengruppe in Südtirol . Sie werden im Norden durch den Vajoletpass ( 2459 m s.l.m. ) und im Süden durch den Laurinspass ( 2627 m s.l.m. ) begrenzt. Sie werden in drei nördliche und drei südliche Türme unterteilt, die jeweils einen eigenständigen Sockel aufweisen und durch die Winklerscharte ( 2650 m s.l.m. ) getrennt werden. Die drei südlichen Türme sind die bekannteren, haben den besseren Fels und stellen eines der Schaustücke der Alpen dar. Bekannt sind sie als Kletterberge. Einige der Routen gehören zu den bekanntesten Routen im mittleren Schwierigkeitsgrad in den gesamten Alpen und sind in der Saison entsprechend gut besucht.

Dolomiten Winklerturm


Stabelerturm (Torre Stabeler) 2805 m s.l.m. H. Stabeler und H. Helversen am 16. Juli 1892 über die Südostflanke, den heutigen Normalweg (III und II)
Winklerturm (Torre Winkler) 2800 m s.l.m. Georg Winkler 1887 im Alleingang über die Südostwand (1 Stelle IV+, einige Stellen IV- sonst III und II)

 


Gustav Jahn 1879-1919 Blick auf die Berge bei Sonnenaufgang 1901 Gesäuse, Dachstein (Torstein-Südwand), Grödner und Sextner Dolomiten, großer Manndlkogl, Rax 1. Duchkletterung der Königsschußwand (O. Barth + G.Jahn)


Alpenklub Kränzchen 1901

 

Ein Gruss vom XXIII Alpenklub-Kraenzchen am 1. Februar 1901

Motiv: "Zwölfer" mit Zsigmondyhütte

 

 

 

 

 

 

 

Es grüßen Gustav Jahn, Camillo Opel, Eduard Gams, Otto Barth, E. Kipfl und Franz Barth

 


Gosauer Stein

Großer Mandkogl (2214m): 1. Ersteigung über den Ostgrat von der Mandlscharte und 1. Überschreitung. Gustav Jahn und Ing. Eduard Pichl am 24.Mai 1901

Großwandeck (2402m): 1. Ersteigung des Großwandecks über den Südostgrat, teilweise neuer Anstieg mit erster Gipfelüberschreitung

Gustav Jahn und Ing. Eduard Pichl am 26.Mai 1901

 

Mandlkogel bzw. Glatscherofenkogel (Gosaukamm)
"Das Gosautal ist das einzige Tal, das weiter in das Dachsteingebirge einschneidet. Der Ort Gosau selbst liegt in einem ca. 750 m hohen Becken, das im Westen von den drohenden Zacken der Donnerkogeln und der Gosauseespitzen abgeschlossen und in einem großen Bogen von den niederen Waldhöhen der Zwieselalm umrahmt wird. Eine tiefe Senke, der Paß Gschütt (971 m) trennt letztere von dem nördlich anschließenden Ramsaugebirge und vermittelt die Verbindung mit dem weiten Abtenauer Tal. Der obere Teil des Tages verengt sich wieder und birgt in seinen Schoß die herrlichen Gosauseen. Seine südliche Begrenzung bildet der hohe Zackenkamm des Gosauer Steins.; im Hintergrund aber thront, umgeben von mächtigen Berggestalten, das eisumlagerte Felsenschloß des Dachsteins."
So beschrieb Alfred Radio-Radiis 1922 in seinem Dachsteinführer Gosau und seine herrlichen Wandermöglichkeiten. Nach wie vor ist der Dachstein gemeinsam mit dem Glockner der bekannteste Berg in Österreich und die Berge des Salzkammergutes haben nichts von ihrer Anziehungskraft verloren.

An der Manndlkogel-N-Wand starb Paul Preuß am 5.10.1913 durch Absturz (Geboren wurde er am 19.8.1886 in Altaussee) Preuß führte viele Erstbegehungen aus, u.a. Preuß-Riß an der Kleinen Zinne, Grohmannspitze-SO-Wand, Guglia di Brenta u.v.a. Insgesamt erstieg Preuß etwa 1.200 Gipfel. Paul Preuß war ein begnadeter Bergsteiger und gilt als "Vater des stilreinen Kletterns". Er war Mitglied der Sektion Bayerland in München. Seine kühnste Erstbegehung war vielleicht die Ostwand der Guglia di Brenta im Jahre 1911. Auch durch Ski-Ersteigungen ist Preuß bekannt geworden. Er bestieg 1912 die Dreiherrenspitze und 1913 den Gran Paradiso.

 


RAX - Erstbegung des Malersteiges am 12.04.1901

Namensgebung durch die Erstbegeher, die beiden Maler Gustav Jahn und Otto Barth

Malersteig (II bis III)

Eine leichte und landschaftlich sehr schöne Klettertour auf die Preinerwand (1.783 m). In einer raffinierten Linienführung überwindet der Malersteig das mit großen Überhängen ins Kar abbrechende Plattendach. Die Absicherung der Tour mit Bohrhaken ist zwar sehr spärlich, die Schwierigkeiten bleiben aber meist um II, nur wenige Stellen sind schwerer ( III -). Die Routenbezeichnung leitet sich von der Profession der Erstbegeher Gustav Jahn und Otto Barth ab (von letzterem stammt das bekannte Gemälde „Morgengebet der Kalser Bergführer am Großglockner“).

 

 

 

 

 

"Rax am Malersteig" eine Amateuraufnahme von Otto Jahn

 

 


Gustav Jahn 1879-1919 Blick auf die Berge bei Sonnenaufgang 1902 Ennstaler Alpen Gr. Buchstein, Karnische Alpen - Kellerwand (Westgrat)


 

Gr. Buchstein, Ennstaler Alpen - Neuer Anstieg aus dem Hinterwinkel am 29. Mai 1902

Ing. Eduard Pichl, Edmund Gütl, Otto Barth, Gustav Jahn, L.Kadrozka, Eduard Kubelka, Camillo Opel, F. Panzer, Dr. Th. Panzer und V. Schwenk

Kellerwand (2775m)

I. Begehung des Westgrates am 10. September 1902 durch Gustav Jahn und Ferdinand Langsteiner, beide aus Wien

Valentinstal mit KellerwandKarnische Alpen, Kellerwand (2775m). I. Begehung des Westgrates.

Die Lösung dieses schon sehr alten Problems gelang uns am 10. September d. J. Pleckenhaus ab 3h früh. Kollinkofel 7 h 25m-8h 5m.
Kellerwand 8h 55m-9h. In wenigen Minuten auf den Westgipfel der Kellerwand. Von hier westlich zwischen großen Blöcken durch Schutt hinab. Knapp über dem Abbruche rechts in plattigen Felsen zu einem wenige Meter hohen Kamin. Durch diesen und über die folgende Wand zur ersten Gratscharte vor einem mächtigen Turme. bis hierher nicht sonderlich schwierig. Hier verbanden wir uns durch das Seil. Der Turm wird an seiner rechten, sehr brüchigen Kante und über ein darauffolgendes Band sehr schwierig und exponiert erklettert.

Von der Höhe des Turmes über Schrofen und Schutt in eine südlich vom Hauptgrat gelegene Scharte und weiter durch eine steile Schuttrinne in eine Schlucht. Einige Schritte in dieser empor und knapp unter der Grathöhe nach links aufwärts querend zu einem auffallenden gelben Fleck im Südgrate des schon von der Kellerwand aus sichtbaren, mächtig aufbauenden Turmes, der den weiteren Verlauf des Grates deckt. Nun südlich hinab zu einem großen Rasenfleck, hinter einem Blocke durch und jenseits die steilen, im Bogen stehenden Wände horizontal querend, zuerst knapp unter eine riesige Höhle im Hauptgrat und dann weiter auf die nächste, südlich streichende Gratrippe.

Jetzt in der Westflanke derselben sehr steil in plattigem Gestein unter zunehmenden Schwierigkeiten die letzten zwei Meter bewältigten wir durch Sprung - schräg nach rechts hinab zu einer kurzen Schuttrinne, über der sich ein überhangender, augenscheinlich sehr schwieriger Kamin befindet, durch den allenfalls schon hier der Hauptgrat erreicht werden könnte. Von hier auf äußerst brüchigem Rande etwas ansteigend auf die folgende Gratrippe und hinter derselben aufwärts auf den Hauptgrat. Jetzt uns streng an den Grat haltend in die nächste Scharte vor einem lotrecht abfallenden Turme. Mittels kleiner, jedoch guter Griffe und Tritte zu einem Standplatz empor und weiter nach rechts aufwärts kletternd und schließlich durch einen Spalt auf die Höhe des Turmes. (Alles sehr schwierig und exponiert.) Der nun folgende Abbruch wird links umgangen. Zuerst südlich, dann westlich in steilen plattigen Felsen bis einige Meter über der Schartenhöhe hinab, dann mit Benützung von minimalsten Griffen und Tritten bedenkliche Traverse zum Grat hin und weiter in die nächste Scharte. Der nun folgende Gratturm wird an seiner vorderen lotrechten Kante bewältigt. Von seiner Höhe leitet eine scharfe Schneide zur nächsten Scharte, in die der letzte Turm abbricht. Von vorne auf dessen Höhe, dann auf dem Grate fort bis zum lotrechten Abbruch. Über diesen direkt sehr schwierig auf die tiefste Einschartung zwischen Kellerwand und Monte Coglians hinab. (Der unten befindliche Überhang von fünf Meter wurde durch Abseilen bewältigt.) 12 h 35 m.

Wir bauten hier einen Steinmann und hinterlegten in ihm unsere Karten. Der Westgrat zeigt sich von hier aus gesehen in einer geradezu abschreckenden Form. Bei seinem Anblicke mußten wir uns sagen, daß wir ihn im Aufstiege wohl kaum angegangen hätten. Die Tur, die in ihrem ganzen Verlaufe großartige Szenerien bietet, weist viele sehr schwierige Stellen auf, ist durchwegs stark ausgesetzt und erfordert wegen des zeitweise sehr schlechten Gesteins die peinlichste Vorsicht. Von der Kellerwand bis in die tiefste Scharte benötigten wir 3 Stunden 35 Minuten, wobei wir ununterbrochen, ohne auch nur einmal zu rasten und wo es nur halbwegs anging gleichzeitig kletterten. Das Terrain weiter zum Monte Coglians schien uns von hier aus gut gangbar. (Bis hierher soll auch, vom Monte Coglians kommend, der Führer Hanns Kofler im Jahre 1895 vorgedrungen sein.) Um 12 h 55 m verließen wir die Scharte, um uns einen Abstieg durch die uns gänzlich unbekannten, sehr steil in den Cianevate abfallenden Wände zu suchen. (Da uns ein solcher Abstieg noch nicht bekannt war, uuterließen wir auch das Experiment, weiter zum Monte Coglians vorzudringen.) Vorerst querten wir, auf der Südseite scharf ansteigend, eine weite Strecke hin westlich (das Gestein wird hierbei immer besser, ideale Kletterei, schwierig), um dann, immer in der Fallinie absteigend (zwei lotrechte Kamine), auf ein breites plattiges Band zu gelangen. Über dieses nach rechts auf den Schutt des Kares, 1 h 30m. (Von hier ließe sich augenscheinlich mit wenigen Schwierigkeiten gleichfalls ein Aufstieg zum Monte Coglians bewerkstelligen.) Das großartige Kar über Schnee, Schutt und Blöcke südlich verfolgend, gelangten wir bald auf felsdurchsetzten Rasen, der einen leichten Abstieg zur Casera Monuments gestattete. Abends 6 h langten wir wieder im Pleckenhause an.

 

 

art. Gustav Jahn, ing. Ferd. Langsteiner, Wien.

Foto: Valentintal mit Kellerwand um 1900.jpg

 

 

 


Gustav Jahn 1879-1919 Blick auf die Berge bei Sonnenaufgang 1903 Geierkogel (Sk.), Triebenstein (Sk.) Gr. Hengst (Sk.) , Kl. Ruben (Sk.), Hochschwab (W), Tamischbachturm (N-Wand), Kl. Buchstein (Üb. O.-N. und W.-N.), Torstein (Windlegergrat) - Windlegerscharte, Torstein (S-Wand) - MItterspitze (Üb. O-Grat, 3.Begehung) - Hoher Dachstein (Üb.), Nied.Kreuz (durch die Eisrinne der O.Wand) - Hoh.Kreuz (Üb., II Beg. des S-Grates) - Wallnerköpfel (Üb.) - Nied. Dachstein (Üb., 1.Beg. des N-Grates, II.Beg. des S-Grates, I. dirketer Abstieg zur Technikeralpenklubscharte) - Hoh. Dachstein (II.Beg. des N-Grates, I. Beg. des ganzen Grates) - Windlegerschrte, Gr. BischofsmÜtze (1.Ersteigung der SÜdwand und I. Überschreitung.) - Kleine BischofsmÜtze (beide Gipfel), Nied. Großwandeck - Großwand - Armkarwand (II. Üb. nach W.) - Schwingerzipf (II. Erst.), Totelköpfel (Üb. O.-W.) - Reichenstein (Üb. O.-W.) - Sparafeld (O.Grat) - Kalbling - Riffel - Kreuzkogel (I. zusammenhängende Üb. sämtlicher Reuchensteingipfel), Goldkappel (W.-Grat, Üb.) - Fleckingerturm (Üb.) - MÜhlsteigerturm (Üb.) - Schneekarspitze (Üb.) - Sandesjochspitze (Üb.) - Tribulaun, Hoh. Zant - Weißwandspitze - Magdeburgscharte - Rote Gratscharte - Freigerscharte - Becher, Sonklarscharte, Hochjoch - Weißkugel - Inn. Quellenspitze (N-Grat), Hoher Angelus (Üb.) - Vertainspitze (Üb.) - Schildspitze (Üb.) - Plattenspitze (Üb.) - Inn. Pederspitze (Üb.) - Hint. Schöntaufspitze (Üb.) - Madritschspitze (Üb.) -Butzenspitze (Üb.) - Eissespitze (Üb., II., I. fÜhrerlose Überschreitung des ganzen Grates), Ortler (Martlgrat, Abst. Hochjochgrat, I. Üb. von N.-O. nach S.-W.), Gr. Eiskögle - Thurnwiserspitze, Zebru (Üb.: NW.-SO.) - Königsspitze (Üb.: NW.-SO.) - Kreilspitze (Üb.) - Schröterhorn(Üb.) - Suldenspitze (Üb.), Pass Sforzelina, Cima Brenta alta - Cima brenta bassa, Guglia di Brenta (VII. Besteigung), Cima Margeritha - Cima Tosa (I. Ersteigung Über den S.Grat - Crozzon - Cima Tosa, Huderbankspitze, Hochturm (Üb.) - Kesselkargrat (Üb.) - Hexenturm (Üb.) - Natterriegel (Üb.) - Hexenturm (Üb.) - Kesselkargrat (Üb.) - Hochturm (Üb., W-Grat im Abstieg I.Beg.) - Kreuzmauer (Üb.) - Kl. Scheiblingstein (Üb.) - Pyhrgas (Üb.), Gr. Ödstein (von N. Pichls Weg) - Festkogel - Hochtor, Planspitze - Roßkuppe - Hochtor, Stuhleck - Preuthalpe (Sk.), Drahtekogel (Sk.)

 

1. Ersteigung Große Bischofsmütze Südwand "Jahnweg" von Gustav Jahn und Otto Laubheimer

1. Überschreitung Kleine Bischofsmütze / Gr. Bischofsmütze (1.Ersteigung der Südwand und I. Überschreitung.)

Kleine Bischofsmütze (beide Gipfel)

 

Große Bischofsmütze 2458m - Dachstein Gosaukamm
Große Bischofsmütze/Südwand "Jahnweg" (V- eine Stelle, 8-Meter-Riß) häufig IV+ und IV.

bischofsmütze Jahnweg

 

Die Große Bischofsmütze ist mit einer Höhe von 2458 m ü. A. der höchste Gipfel im Gosaukamm. Gemeinsam mit der Kleinen Bischofsmütze (2430 m ü. A.) bildet sie einen markanten Doppelgipfel, der dem Gosaukamm frei entragt. Die Bischofsmützen sind durch die Mützenschlucht voneinander getrennt und liegen im Gemeindegebiet von Filzmoos.Das bekannte Wahrzeichen verlor bei einem massiven Bergsturz am 22. September 1993 einen 200 m hohen Pfeiler und damit sehr viel von seiner markanten Erscheinung. Seither kommt es immer wieder zu Felstürzen wie 1999 und 2001.Da viele (zum Teil mit Bohrhaken versehene) Kletterrouten auf die Bischofsmütze führen, wird sie sehr von Kletterern geschätzt. Vor den Felsstürzen führten etwa 30 Routen auf den Gipfel, nun sind es 15. Als nahegelegener Ausgangspunkt dient hierbei die Hofpürglhütte.

 


1903 Durchsteigung ORTLER über den MARTLGRAT

 

ORTLER über den MARTLGRAT

am 5. August 1903 durch Gustav Jahn, Otto Laubheimer

Ortler (Martlgrat, Abst. Hochjochgrat, I. Üb. von N.-O. nach S.-W.), Gr. Eiskögle - Thurnwiserspitze, Zebru (Üb.: NW.-SO.) - Königsspitze (Üb.: NW.-SO.) - Kreilspitze (Üb.) - Schröterhorn(Üb.) - Suldenspitze (Üb.)

Der Martlgrat ist im Bild links erkennbar, es handelt sich um eine Zeichnung die Gustav Jahn wohl anläßlich der Ersteigung entworfen hatte.

 


Guglia di Brenta oder Campanile Basso (2.883 m s.l.m.)

(die Erstbesteigung erfolgte am 18. August 1899 durch die beiden Innsbrucker Otto Ampferer und Karl Berger, Pfann und Leberle folgten 1900)

Die bizarrste Felsnadel der Alpen ..

Die siebente Ersteigung mit der ersten Damentour erfolgte am 11. August 1903 durch Gustav Jahn und Otto Laubheimer, gemeinschaftlich mit Josef Ostler aus Kufstein und Frau Vineta Mayer aus Wien

 

- oft und insbesondere im deutschen Sprachraum auch Guglia di Brenta (ital. „guglia“: Nadel) genannt, ist eine steil aufragende Felsspitze des zentralen Brenta-Massivs. Er liegt im Verbindungskamm zwischen Cima Brenta Alta (2.960 m s.l.m.) und Torre di Brenta (3.014 m s.l.m.),getrennt durch die beiden Scharten Bocchetta di Campanile Alto im Norden und die Bocchetta di Campanile Basso im Süden.

Der Klettersteig Via delle Bocchette Centrali quert die Ostwand und verbindet so die beiden Scharten. Der Campanile Basso ist der bekannteste Klettergipfel der Brentagruppe.

am 11. August 1903 stehen Jahn und Gefährten am Gipfel dieser bizarren Formation.

 

Gustav Jahn hielt die Erstesteigung der Guglia in einigen Zeichnungen fest. "Einstieg Übergang zur Südwand" (li.), "Kletterei in der Südwand" (m.) und "Gipfelrast auf der Guglia" (re.)

Abenteuerlich und immer wieder erschreckend anmutend sind die einfachen Sicherungsmassnahmen der Bergkameraden in den Jahren der alpinen Pionierzeiten. Kein Haken - keine Sicherung - nur ein Seil um den Bauch oder am Rücken geknotet. Ein Sturz des Vorauskletternden oder Nachfolgenden Kameraden hatte meistens fatale Folgen für alle angeseilten Partner. Betrachtet man obige Zeichnungen Jahns genauer, so kommt man sofort zu Schluss, stürtzt einer der beiden, der andere wäre wohl nicht mehr in der Lage den stürzenden Kameraden abzufangen.

 


CIMA TOSA (3176m) am 12. August 1903

die 1. Ersteigung über den Südostgrat von Gustav Jahn und Otto Laubheimer (beide aus Wien)

 


Gustav Jahn 1879-1919 Blick auf die Berge bei Sonnenaufgang 1904 Hohe Veitsch - Hocheck (Sk.), Gr. Hengst (Sk.), Bruderkogel-Steinwandkogel-Gamshöhe (Sk.), Gr. und Kl. Bösenstein (Sk.), Schober-Triebenstein (Sk.) Gr.-Kl. Rüben (Sk.), Gr. Rüben-Dreistecken (Üb. W.), Helm-Hochgruben-Hornischeck-Totenköpfel - Reichenstein - Totenköpfel, Laserzwand - Roter Turm, Hoher Dachstein, Totenköpfel-Reichenstein (Üb. von O. nach W. zur Wildscharte) - Sparafeld (von S.), Festkogel (N-Wand, Zimmerweg), Kl.Buchstein (O.-Wand, Üb.)-Gr.Buchstein (O.-Wand, Üb.), Johannesberg, Medelsspitze, Großglockner (Üb.), Glocknerhorn - Großglockner (NW-Grat), Aquille du Gèant (Üb., I. Abstieg über den NO-Grat) - Col du Midi, Montblanc (über Montblanc du Tacul und Mont Maudit), Monte Rosa, Östl. - Westl. Reißkofel, Asitzhöhe-Asitzkogel-Schönleiten-Wildenkarkogel-Kohlmaiskopf (Sk.), Schönhoferwand-Hohe Penhab-Zwölferkogel (Sk.), Reiterkogel-Bernkogel (Sk.), Wildenkarkogel-Schönleiten-Asitzkogel-Schabergkogel-Geierkogel-Furchenkopf-Sausteigen (Sk.)

 

Gustav Jahn - Ölgemälde "Großglockner und Glocknerwand von Norden"

 


Touren im Mont Blanc Gebiet mit den "Apachen" (Heinrich Krempel, Otto Barth, Gustav Jahn, Gustav Schmidt und Richard Volkert)

Aiguille du Géant - Montblanc über Tacul und Mont Maudit - Monte Rosa - Dufourspitze

Aiguille du Géant (Riesennadel) - Montblanc über Tacul (Der Mont Blanc du Tacul liegt zwischen dem Mont Blanc und der Aiguille du Midi) und Mont Maudit ("verfluchter Berg", weil er überschritten werden muss, wenn man den Mont Blanc erreichen will) - Monte Rosa - Dufourspitze (Die Dufourspitze ist mit 4'634 m ü. M. der höchste Gipfel der Schweiz, benannt nach dem Schweizer Kartographen Guillaume-Henri Dufour)

Eine Tour vom 13. August 1904, wo GUST. JAHN sein erworbenes Kenyon-Reisestipendium nach Rom (1904) nicht zum Malen, aber für Bergtouren im Mont-Blancgebiet nutzte und wo ihm u.a. der erste Abstieg der Dent du Géant gelang.

Bilder: Brenvaflanke des Montblancund Peutereygrat (links) Montblanc du Tacul und Glacier du Géant vom Jardin (rechts) - Fotos um 1904

TOUREN IM MONTBLANCGEBIET
AIGUILLE DU GEÁNT-MONTBLANC ÜBER TACUL UND
MAUDIT - MONTE ROSA·DUFOURSPITZE

ApachenfahrtenDie vehemente und langandauernde Hitze des vergangenen Sommers ließ hochfliegende Pläne in den Köpfen von 5 Klubgenossen, die ich in alphabetischer Reihenfolge hier vorführe, reifen. Es waren dies: O t t o  B a r t h,    G u s t a v  J a h n, Karl Mayr, Gustav Schmidt und Richard Volkert, an die sich noch schließlich meine Wenigkeit anreihte. Am 13. August verließen wir mit dem Südbahnschnellzuge abends Wien und trafen am nächsten Tage nachmittags in Ala ein. Vergeblich hatten wir in der Franzensfeste nach Freund Mayr-Karl Umschau gehalten, da er dort zu uns stoßen wollte, doch wer nicht kam, war Korele. Der hat sicher gestern in Innsbruck irgend etwas angestellt, und kann nun nicht weg, lautete in dürren Worten das Resurnè unserer Vermutungen; doch wir sollten uns angenehm enttäuscht sehen. Als nämlich in Ala der Nord-Süd-Expreß, mit dem wir die Weiterfahrt nach Verona unternehmen wollten, in die Station einlief, da schwenkte unser lieber Freund schon von weitem seine Reisemütze aus einem Abteilfenster der I. Klasse. was von uns mit Jubel begrüßt wurde. Einige Minuten später lenzten wir uns in den Samtpolstern des dahin rasenden Zuges und sahen mitleidig auf den Schaffner herab, der uns in gönnerhaftem und hochnasigem Tone sagte. daß der Zug nur I. Klasse führe, und sich unsere Touristenkleider nicht mit der I. Klasse zusammenreimen konnte. Froh waren wir, als wir um 11 Uhr nachts das sonnendurchglühte Abteil in Malland verlassen konnten. Schnell eilten wir in ein dem Bahnhofe nahegelegenes Hotel, dann bestiegen wir zwei Wagen und ließen uns noch dem Domplatz bzw. in die "Galleria Vittorio Emanuele" fahren, woselbst noch das südliche Leben voll pulsierte. Fast hätten wir dort einige unserer Genossen eingebüßt, die dem Feuer schwarzer Augen zu stark ausgesetzt waren. Das liegende italienische Heer machte alle Anstrengungen, unser Fähnlein zu schwächen, doch unsere strenge Disziplin verhinderte die Fahnenflucht. Um 2 Uhr früh trafen wir wieder im Hotel ein und befanden uns am nächsten Morgen um 7 Uhr auf der Fahrt nach Aosta, wo wir um 12 Uhr ankamen. Kaum waren wir aus den Waggons gestiegen. als auch schon ein Dutzend Kerle über uns herfielen und in allen Sprachen des Erdballes auf uns einredeten. In dieses oder jenes Hotel zum Dinieren zu kommen und uns von dem oder jenem nach Courmayeur fahren zu lassen. Nachdem ich mir energisch Ruhe verschafft hatte. gelang es mir, zum Preise von 3 Franken pro Kopf die Fahrgelegenheit zur Zufriedenheit aller zu erledigen. Dann ließen wir uns von dem am vertrauenswürdigsten Aussehenden in dos Hotel Centoz lotsen, woselbst wir uns an der reichbesetzten Tafel gütlich taten und in Jeder Beziehung zufriedengestellt wurden. Der Anfang Ist gut, meinte Otto der Maler, und obwohl wir alle zustimmen mußten, hegte ich doch im stillen die Besorgnis, daß, wenn diese Völlerei so weitergehe, keiner von uns auf und über die Berge käme. Dreimal hatte bereits der Wagenlenker vordem Hotel in sein groBes Tutehorn geblasen und damit das Zeichen zur Abfahrt gegeben und fuhr, als wir dann noch immer nicht kamen, mit den anderen Passagieren einfach davon. Uns blieb zum Gaudium der StraBenjugend nichts anderes übrig, als Im Hundetrab dem Wagen nachzurennen, den wir dann aber In Kürze einholten. Lustig ging die Fahrt durch das herrliche Tal ....

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Zitat aus dem Buch: Ein schönes Weib, Natur und Kunst schenken nicht jedem Ihre Gunst, eins haben alle drei gemein, sie wollen geliebt und verstanden sein.

 


Gustav Jahn 1879-1919 Blick auf die Berge bei Sonnenaufgang 1905 Dolomiten, Marmolata, drei Zinnen ...

Vallga - Galzig (Sk.), Hochreichart (Sk.), Kreuzeck (Sk.), Eisenerzer Griesmauer, Kl. Buchstein (O-Wand, Üb.) - Gr. Buchstein (O.-Wand, Üb.), Kl. Zinne, Kl. Ödstein (N-Wand) - Gr. Ödstein (Üb.) - Festkogel (Üb.) - Hochtor (Üb.), Grasleitenturm, Stabelerturm (Üb.) - Delagoturm (Pichlriß) - Stabelerscharte (Üb.), Haupt.-O.N.-Turm, Daachstein (S-Wand), Festkogel (N-Wand, Zimmerweg)- Hochtor (Üb.) - Roßkuppe (Üb.), Cima Ombremtta (Üb.) - Sasso Vernale (Üb.), Marmolata (S.-Wand), Langkofel (NO.-Wand), Fünffingerspitze (Schmittkamin, allein), Fermedaturm (Üb. NO.-SW., allein), Schwabenalpenkopf, Westl. Zinne (O.-Wand), Kleine Zinne (N.-Wand), Wildscharte - Reichenstein (Üb.W.-O.)-Totenköpfl (Üb., Absteig S.-Grat), Zwölfer, Gr.Zinne (O.-Wand), Hintere-Vordere Goinger Halt, Toblacher Pfannhorn - Gaishörndl - Hochhorn - Golfen (Sk.), Helm (Sk., Preber (Sk.), Frauenalpe - Ackerlhohe - Schwarnbrunn (Sk.)


1905

Marmolata Südwand

Die Marmolata ist mit 3.342 Metern Höhe der Höchste Berg der Dolomiten

Am 26. Juli 1905 erfolgte die 4. Ersteigung durch Gustav Jahn und Ferdinand Langsteiner aus Wien (in 7,45 Std).

Sie verfolgten in der oberen Hälfte der Wand den bisher noch unbekannten, östlich gelegenen Weg der Erstbegeher (I. und II. Gebr. Leuchs)

 

26. Juli 1905

Die 4. Ersteigung durch Gustav Jahn und Ferdinand Langsteiner aus Wien

(in einer Zeit von 7,45 Std).

Im Bild Links: Die Anstiegsskizze zur Südwand der Marmolata, gezeichnet von Gustav Jahn.

Vermerkt mit den Anstiegsrouten der 2. und 3. Ersteigung (-- Gebr. Leuchs)

sowie der 4. Ersteigung (... Jahn und Langsteiner)

 


 

Drei Zinnen (Tre Cime di Lavaredo) - Kleine Zinne Nordwand

 

Bilder: Gustav Jahn bei der "Kletterei auf der Kleinen Zinne" (Mitte - eine Aufnahme seines Bruders Otto Jahn)

sowie eine Aufnahme von der großen Zinne - um 1906 (von der Punta die Frida aus gesehen) und eine Zeichnung der Drei Zinnen von Robert Zinner

Drei Zinnen

Die drei Zinnen von Norden - Ansicht vom Gwengalpenjoch (ein Aufnahme von 1907)

 

Bergportrait - die Drei Zinnen, Dolomiten: Kleine Zinne (2857 m), Große Zinne (2999 m) und Westliche Zinne (2973 m)

 

Die "Zinnen" sind das berühmteste "Dreigestirn" der Alpen. Sie sind der Inbegriff der Dolomiten und des Kletterns überhaupt. Unvergessliche Eindrücke warten entlang der Nordabstürze des Paternkofels und vorbei an den bis zu 500 Meter hohen Nordwänden der Drei Zinnen.

 

 

 

 


1905 wurde auch der Großglockner zum wiederholten Mal bestiegen. Der Großglockner (häufig auch kurz Glockner genannt) ist mit einer Höhe von 3.798 m ü. A. der höchste Berg Österreichs.

Gustav Jahn 1879-1919

Die beiden Freunde G. Jahn und O. Barth bei der Gipfelrast am Glocknerkreuz. Während Jahn sichtlich den Ausblick auf die Majestäten "seiner" Bergwelt geniest und vielleicht schon sein nächstes Motiv für ein Gemälde studiert, stärkt sich der Maler Barth mit einer Jause für den Abstieg.

Foto: Gustav Jahn (sitzend) & Otto Barth am Gipfelkreuz des Großglockners 1905 - (zur Datailansicht bitte das Bild anklicken)

 


Gustav Jahn 1879-1919 Blick auf die Berge bei Sonnenaufgang 1906 / 1907 Gesäuse / Ennstaler Berge

 

Hochtor Nordwand vollständig neuer Anstieg - der "Jahnweg" 1. Begehung

Gustav Jahn und Franz Zimmer am 02. September 1906

Gesäuse HOCHTOR Nordwand, Jahn-Zimmer Route, Erstbegeher Gustav Jahn und Franz Zimmer, 1906

Hochtor Höhe 2365 m, Schwierigkeitsgrad III - 1000 Meter hohe Nordwand, Im Bild die "Jahn-Zimmer Route"

Oktober 1896 - Die Erstbegehung der Hochtor-Nordwand (der höchste Gipfel der Gesäuseberge)
Den Wienern Heinrich Pfannl, Thomas Maischberger, Theodor Keidel und Viktor Wessely gelingt die Erstbegehung der rund 900 Meter hohen Hochtor-Nordwand im Gesäuse. Lange war die eindrucksvolle, steinschlaggefährdete und schwere Wand der Prüfstein für extreme Wiener Bergsteiger.

1906 Erstbegehung der Jahn-Zimmer Route
1941 glückt keinen Geringeren als Kasparek, Brunhuber und Wiegele die erste Winterbegehung.

"Keine Wand in den Gesäusebergen ist zum Erkennen der persönlichen Fähigkeiten besser geschaffen als gerade die Hochtor-Nordwand", sagte einst Hubert Peterka.

Die ROUTE: Zum Erreichen des Einstiegs der Route Jahn-Zimmer folgt man dem Peternpfad von der neuen Haindtkarhüttle einige Minuten bis knapp vor dem ersten
Bachbett. Hier zweigt bei einem Wegweiser ein Steiglein rechts in das große Kar unter der Festkogel Nordwand ab. Diesem spärlich markierten Steiglein folgt man bis in den linken, oberen Winkel des Kares, der auf knapp 1500 m gelegen ist. Bei einer Quelle, die bis lange in den Herbst Wasser führt, kann man sich noch einmal erfrischen.
Nun erreicht man eine geologisch sehr interessante Zone. Die Schicht zwischen Dolomit und Kalkgeslein, die in den Gesäusebergen "Raibler Schicht" genannt wird, tritt hier sehr mächtig und augenfällig zu Tage. Da sie nicht wie der Dachsteinkalk das Wasser durch Schächte und Dolinen ins Berginnere ableitet. kommt es in diesem Bereich sehr häufig zu Quellaustritten. Mit geologisch etwas geschultem Blick kann auch der Laie solche auffälligen Gesteinsschichten deuten.
jahn zimmer route hochtor nordwand
Der weitere Zustieg zur Hochtor Nordwand. die man in diesem Bereich genau genommen Haindlkarwand nennen muss, quert nun über diese Raibler Schichten nach links auf einen latschenrücken. Dabei überquert man brüchigen, braunen Fels. der auf einer schwarzen bröseligen Gesteinsmasse liegt. An kaum einer Stelle im Gesäuse kann man diese Zwischenschicht zwischen Dolomit und Kalk so deutlich betrachten wie hier. Je nach Heftigkeit von vorangegangenen Gewittern präsentiert sich der weitere Zugang zur Wand. der auch als unterer Teil des "Lindenbach Abseilweges" bekannt ist. als spärlich markiertes, gut gangbares Steiglein oder als mit Schotterüberdeckter, unangenehmer Wandvorbau. Einige Schluchten mUssen gequert werden, bis der Kamin, der zur Einstiegsscharte führt, erreicht ist. Je nach Trittsicherheit kann auch schon vor diesem Kamin angesellt werden. AmEnde des Kamins wendet man sich bei der kleinen Scharte, wo auf einem Stein die Aufschrift J-Z zu sehen ist, nach links. (Der "Lindenbach Abseilweg" steigt weiter rechts empor.)

Jenseits der kleinen Scharte leitet ein abschüssiges Band in die Wand nach links zum Beginn des plattigen Dachsteinkalkes und der Genuss bringenden Kletterei. Platten, Verschneidungen und Risse führen über eine Rechtsschleife empor zum so genannten "Appellplatz", einer riesigen, geneigten felsplatte, Diese wird nach links überquert und nach wenigen plattigen Seillängen ist die Schlüsselstelle der Route erreicht. Diese besteht aus einem sehr plattigen Linksquergang im Schwierigkeitsgrad III+. wobei die Hände gute Griffe in einem Querriss, der so genannten "Fuge" finden.

Eine Seillänge darüber befindet sich in einer bequemen Nische das Wandbuch. Der weitere Anstieg führt ober eine steile Wandstelle und dann folgt man immer links haltend Rissen und Rinnen. Wer noch gut bei Kräften ist, kann direkt Ober den Abschlussüberhang (III+) in leichteres Gelände aussteigen. Ansonsten besteht eine Umgehungsvariante Über ein Band nach links. Nach etwa 100 Höhenmetern leichteren Geländes ist der Grat erreicht. Links haltend (in östlicher Richtung) gelangt man auf den Gipfel des Hochtores, das mit 2369 Metern die höchste Erhebung im Nationalpark Gesäuse darstellt. Der Blick vom Gipfel schweift hinunter zur Enns, die sich rund 1800 Meter tiefer durch diese atemberaubende Gebirgslandschaft schlängelt Der letzte weitgehend unverbaute Abschnitt dieses großen flusses liegt im Nationalpark und bildet gleichsam dessen sensibles Rückgrat.

Zusammenfassend kann man über die im Jahre 1906 erstbegangene Route sagen, dass es sich hierbei um eine der schönsten und lohnendsten Felsfahrten In diesem Schwierigkeitsbereich im Gesäuse handelt. Die Route wird durch den abwechslungsreichen Zustieg, die genussreiche Kletterei und den Abstieg, der zumeist nach Süden zur Hesshütte oder über den Schneelochweg direkt nach Johnsbach führt, zu einem außergewöhnlichen Gesamterlebnis. Der Anstieg verlangt aber sehr viel alpines Gespür für die Routenfindung und sollte vor allem auf Grund seiner länge von etwa 1000 Klettermetern nicht unterschätzt werden. Wer einen vollen Tag unter unser Motto "..Zeit für Natur..." stellt, kann in dieser fast 100 Jahre alten Kletterroute sicherlich ein ganz besonderes Naturerlebnis finden.

 

 

 


 

1906 Triglav Nordwand - Julische Alpen

Die zweite und dritte Ersteigung der Triglav-Nordwand

Gustav Jahn und Franz Zimmer

Tourenbericht und Zeichungen von Gustav Jahn aus Wien

 

Wieder einmal hatte "Das letzte große Problem in den Ostalpen" seine Lösung gefunden! Am 9. und 10. Juli 1906 erkletterten die Herren Karl Domènigg (Wien), Dr. F. König und lng. Hans Reinl zum ersten Male den mächtigen Nordabsturz des Großen Triglav. Rasch verbreitete sich die Kunde hievon in allen alpinen Kreisen, und mit begreiflicher Ungeduld wurden die ersten Berichte erwartet. Nach wenigen Tagen erschien im "Neuen Wiener Tagblatt" eine kurze Notiz, und diejenigen, welche versicherten, die neue Tur müsse in Bezug auf Schwierigkeit gewiß alles Bisherige übertreffen, hatten Recht behalten: "Wandhöhe 1800 Meter, Dauer der Kletterei 36 Stunden, Schwierigkeiten größer als an der Marmolata-Südwand und "Watzmann-Ostwand." Mehr konnte man unmöglich verlangen; die Triglav-Nordwand hatte also den an sie gestellten Anforderungen in jeder Hinsicht entsprochen.

Mit nicht geringer Begeisterung hatten auch wir, Franz Zimmer und ich diese Nachricht in uns aufgenommen, und rasch faßten wir den Entschluß, diese Tur zu wiederholen. Richtiger wäre es vielleicht gewesen, eine ausführliche Beschreibung des Anstieges abzuwarten, aber wir hofften an Ort und Stelle, in der am Fuße der Wand gelegenen Aljazhütte, die wichtigsten Auskünfte über Ein- und Ausstieg zu erhalten. Wir sollten uns auch nicht getäuscht haben, denn als wir am 3. August gegen Mittag in die genannte Hütte kamen, hatten wir das Glück, einen alten Triglavführer dort anzutreffen. Dieser Mann gab uns sofort die gewünschte Aufklärung: Als Einstieg bezeichnete er uns einen großen, links vom Fuße einer mächtigen Schlucht liegenden Schneefleck, als Ausstieg einen deutlich ausgeprägten Felszacken am oberen Rande des Gletschers. Auf der Rückseite eines Speise- und Getränketarifes entwarf ich dann eine Anstiegsskizze mit all in Betracht kommenden Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten, die auch den Beifall meines damals sehr unter der Mittagshitze leidenden Freundes fand.

Die Temperatur an jenem Tage war aber auch wirklich unerträglich, und selbst am Abend blieb die ersehnte Abkühlung aus. Namentlich aber in den Schlafräumen der ganz aus Holz gebauten Hütte war es fast nicht zum aushalten, und wir waren froh, endlich das sonst so verhaßte Lied unseres Taschenweckers zu vernehmen. Nach 3 U. früh schlossen wir die Tür des die Hütte umgebenden Zaunes und wandten uns talein.

Über dem Rande der Triglavmauer glänzten die Sterne, aber auch Wolken gab es, mehr als uns lieb war und mehr als wir die ganze vergangene Woche hindurch zu sehen bekommen hatten. Das Bild wurde immer düsterer, je näher wir unserem Ziele kamen, und wenn wir stille standen, dann schien sich die Wand vorzuneigen immer mehr und mehr. Wir hätten alles andere vermutet, als hier und um diese Zeit Menschen zu begegnen, aber den wir hier begegneten, der paßte so recht in die wüste Umgebung. Es war ein aus Aßling entsprungener Sträfling in seiner Originaltracht. Ohne weiters zu überlegen, schloß er sich uns an und trabte wortlos hintendrein. Bei Überquerung des Baches hielten wir an und füllten unsere Wasserflaschen. Nachdem auch er kräftig getrunken, schien seine Zunge gelöst; er erzählte uns dann von dem wenig erheiternden Leben der Zwangsarbeit, welches ihn veranlaßt hatte, unter die Bergsteiger zu gehen. Nach Überschreitung des Luckniapasses wollte er diesen Sport dann wieder aufgeben. Wir wünschten ihm viel Glück zu diesem Unternehmen, und sichtlich gerührt reichte ihm Zimmer zum Abschied eine Krone.

Inzwischen war es vollständig licht geworden. Es rührte sich kein Lüftchen und war erbärmlich heiß, als wir endlich das Einstiegsschneefeld erreichten. Vor 6 U. packten wir die Felsen an, und bald darauf standen wir bei dem ersten Steinmann unserer Vorgänger; wir waren also auf richtigem Wege. Dann ging's gerade hinan, bis uns eine steile Stelle veranlaßte, Seil und Kletterschuhe zu nehmen. In der Schlucht zur Linken hatten wir dann mit Schutt und ausgewaschenen Blöcken zu tun; wir waren herzlich froh, diese Art von Kletterei schon nach einer Viertelstunde hinter uns zu bringen. Nun baut die Schlucht in steilen Wänden auf. Da entschlossen wir uns links zu gehen und hatten es sehr gut getroffen, denn als wir etwa 100 Meter höher wieder gegen die Schlucht zurückkehrten, fanden wir bald wieder Gelegenheit, eine ähnliche Schleife auszuführen.

 

Das erste große Schneefeld war erreicht. Jetzt zeigte auch schon die Wand rechts etwas bessere Formen, und wir überlegten nun mit Zuhilfenahme unserer Anstiegsskizze, in welcher das Schneefeld verzeichnet war, den Weiterweg. Die Wahl war wirklich Anstiegsskizze Triglav Nordwandschwer, denn die Skizze zeigte hier rechts und links punktierte Linien. wir zählten die Knöpfe an den Röcken - sie wiesen uns nach links. Auf einem herrlichen, wohl über 100 Meter langen, immer schmäler werdenden Bande erreichten wir einen von der Wand abstehenden Zacken, von welchem aus wir das folgende sehr verwickelte Terrain gut übersehen konnten. Ein überhangender Riß, zu dem wir uns lange nicht entschließen konnten, und der uns viel Schweiß kostete, aber ganz ungefährlich war, vermittelte den Weiterweg. Von den Spuren unserer Vorgänger hatten wir schon lange nichts bemerkt, und wir vermuteten ganz richtig, daß sich dieselben wohl rechts von der Schlucht gehalten hatten. Wir sahen nun auch, daß unser Manövrieren an der linken Schluchtwand bald zu Ende sein würde; bei einem gabelförmigen, das obere Schluchtende markierenden Schneefleck hatten wir dann nur mehr die Wahl zwischen rechts oder gerade hinauf. Jedenfalls war es jetzt mit der gemütlichen Art vorwärtszukommen vorüber, und wir mußten uns entschließen, nun auch schwerere Stellen anzugehen.

 

Auf das Wetter hatten wir bisher wenig geachtet, nun die Sache aber ernst zu werden schien, erregte der jetzt vollständig mit schweren Wolken behangene Himmel doch einige Besorgnis in uns. Dazu die auffallende Schwüle in dieser Höhe. Zum Umkehren hatten wir aber auch keine Lust, und so entschlossen wir uns, eine größere Rast einzuschalten. Wir benützten dieselbe auch, um unsere Hemden zu trocknen und die seit langem abgelegten Kletterschuhe wieder hervorzuholen.

Nach einer guten halben Stunde machten wir uns auf den Weiterweg und standen bald vor einem hohen, mehrfach überhängenden Riß, der vorläufig den einzigen Ausweg zu bilden schien. Zimmer war sehr dagegen, diese Stelle zu versuchen; er hatte nämlich links in freier Wand ein schmales, überaus brüchiges Gesimse entdeckt und war nur mit großer Mühe davon abzubringen, hier anzugreifen. Er gab erst nach, als ich bereits die untere Hälfte des Risses durchklettert hatte und verborgene gute Griffe melden konnte. Die zweite, schwierigere Hälfte gelang dann ebenfalls auf den ersten Versuch, und über anfangs noch steile, bald aber leichter werdende Felsen setzten wir unseren Weg fort. Immer näher rückten wir einer hohen, von vielen Überhängen durchzogenen Wand, und als wir ganz davor standen, sah sie am schlechtesten aus. Alle unsere Bemühungen, dieser Stelle auszuweichen, schlugen fehl; links war gar nichts zu holen und rechts - ja, wenn wir da früher hinüber wären - jetzt war es zu spät! Tiefer sanken die Nebel, immer dunkler ward's um uns, wir mußten uns entschließen. Wir taten es, indem wir die Rucksäcke an das Ende unseres 25 Meter-Seiles banden. Dann faßten wir die Wand fast in der Mitte an. Plattige Stellen wechselten mit brüchigen, die Haltpunkte waren überall aufs kleinste. Ein großer, nur lose an der senkrechten Wand hängender Klotz mußte umklettert werden - 20 Meter tiefer auf schmaler Leiste steht der Freund! Als wir diese Stelle überwunden, atmeten wir auf. Einige kurz übereinander gestellte Überhänge hielten uns noch etwas auf, dann hatten wir das östliche Ende einer großen, mit vielen Schneeresten bedeckten Terrasse erreicht.

Drüben, oberhalb des entgegengesetzten Endes derselben, tauchte die Spitze eines hohen Pfeilers aus dem Nebel - drauf ein Steinmann ! Nun wußten wir es: wir waren aufgesessen, der Führer unten hatte nicht mehr gewußt, als wir selbst! Wohl dachten wir daran, einen Übergang zu versuchen, aber das schlechte Wetter und die Ungewißheit, ob wir überhaupt links glatt hinauskommen würden,Triglav Nordwand veranlaßte uns, davon abzusehen. Über Schutt und Schnee stiegen wir jetzt empor und waren nicht wenig überrascht, dort, wo wir einen leichten Ausstieg vermuteten, plötzlich eine hohe, dazu noch vollständig senkrechte Mauer auftauchen zu sehen. Im letzten Moment ließ sich die Sache aber links umgehen und es war noch nicht 12 Uhr, als wir den Plateaurand betraten. Nach einer ausgiebigen Rast machten wir uns an die Ersteigung des Gipfels. Wir hielten uns erst knapp an den oberen Rand der Abstürze, und da sahen wir im Schutt abwärtsführende Fußtritte - es waren die puren der ersten Partie! Jetzt unterlag es keinem Zweifel mehr, wir waren zu weit links geraten. Unter immer näher kommendem Donnergrollen erreichten wir die Spitze, die wir aber schnell wieder verließen, denn wir hofften vielleicht doch noch trocken hinunterzukommen. Es gelang uns auch, aber kaum hatten wir die Deschmannhütte betreten, da ging es auch schon los. Gewitter nach längerem schönem Wetter pflegen immer besonders kräftig auszufallen, und so war es auch jetzt. Unaufhörlich rasselte der Regen von heftigem Donner begleitet herab; als er dann endlich nachließ, war es bereits Nacht geworden. Tags drauf zogen wir ab und kehrten nach Wien zurück. Nun war auch uns die Triglav-Nordwand geglückt, allerdings auf einer neuen und vermutlich auch leichteren Route. Die Wand war auch an der von uns durchkletterten Stelle etwa 100 Meter niedriger, aber die 6 Stunden, die erregten Verdacht! Nur zu bald kam die Sache ans Licht: wir hatten einen Weg gewählt, der schon von den Erstersteigern als "Kneifroute" ins Auge gefaßt worden war. Das war sehr bitter für uns! Was blieb uns da anderes übrig, als die Wand nochmals zu erklettern und womöglich dort, wo sie am höchsten ist? Inzwischen war der Sommer zur Neige gegangen, und die schönen Septembertage, auf welche wir bestimmt rechneten, blieben aus; statt dessen kamen die ersten Schneeflocken und Skitage auf der Rax. Fast hätten wir die Triglav-Nordwand vergessen, da trat plötzlich schönes Herbstwetter ein, aber es wurde fast Ende Oktober, bis wir hoffen konnten, daß der Neuschnee auch in den höheren Lagen verschwunden sein würde. Der 27. Oktober sah uns dann wieder in der Aljazhütte. Einige Neuschneereste lagen noch in den oberen Teilen der Wand, das Wetter war kalt und schön und wir voll froher Hoffnung. Im Geiste sahen wir uns schon zur Erwärmung in die Hände blasen und den Schneeflecken in Kletterschuhen ausweichen. Aber zu all dem kam es nicht, denn der nächste Tag brachte Regen und in seinem weiteren Verlaufe Schnee. Bis zum Einstieg waren wir gekommen, über eine Stunde hatten wir im eisigen Sturme gewartet und dann noch einen letzten Blick zurückgeworfen auf die immer mehr und mehr im Nebel verschwindende Wand. Es war ein schwerer Abschied, ein Abschied für ein ganzes Jahr. Was konnte sich da nicht alles ändern!

Aber es hat sich nichts geändert. Als die alten Kämpen zogen wir am 27. Juli 1907 wieder aus. Das Wetter war gut: am liebsten wären wir gleich am selben Tage losgezogen, aber es war schon 1 Uhr mittags geworden, als wir zur Hütte kamen. Ein kurzer Gewitterregen brachte eine leichte Abkühlung, und in klarer Schönheit hüllte sich der Absturz unseres Berges aus den zerfließenden Nebeln. Wieder standen wir in stummer Bewunderung vor der Hütte, die brennende Ungeduld im Herzen. Morgen muß es gelingen! Schon vor 3 Uhr früh brachen wir auf. Unser Gepäck war diesmal auf ein Minimum beschränkt: Proviant für einen halben Tag, Kletterschuhe und das 25 Meter-Seil waren nebst der unvermeidlichen Wasserflasche alles, was wir mitführten. Extra leichte Bergschuhe und ein besonders dünner Rock vervollständigten unsere etwas rennmäßige Ausrüstung.

Einige lichtumränderte Wolken lugten über den Rand der Triglavspitze, und als wir nach einer Stunde unsere Laterne verlöschen konnten, blickten wir bereits auf eine geschlossene, träge dahinziehende Wolkenmasse. Das war aber nun schon zu arg! Wir sagten jetzt gar nichts mehr; wir wollten uns nicht ärgern, und wir ärgerten uns doch. Wie oft hat uns schlechtes Wetter eine Tur vereitelt, aber was tat es, früher oder später gelang uns die Sache ja doch, und wenn es nicht dazu kam, dann machte es ja auch nichts; aber hier, diese Wand mußten wir machen!

Je näher wir kamen, desto langsamer stiegen wir, und wie vor zehn Monaten saßen wir über eine Stunde lang zähneklappernd bei dem Schneefeld unter dem Einstieg. Das Wetter wurde nicht besser, aber auch nicht schlechter. Unser Taschenbarometer war etwas gestiegen, und um 5 Uhr 30 hatten wir entschieden. Wir wollten trotz unserer nur für die besten Verhältnisse berechneten Ausrüstung einen Versuch machen. Als wir Hand an die Felsen gelegt, da wußte ich's - umkehren würden wir jetzt nicht mehr, es war ja nicht das erste Mal, daß wir eine Tur unter der gleichen Einleitung begannen. Hatten wir dann ein Drittel der Wand hinter uns, hieß es gleich: jetzt haben wir die Hälfte, wir sind schneller oben als unten.

Vom Schnee am Einstieg geht's über brüchigen Fels empor und dann wenige Meter über der gähnenden Randkluft auf schmalem Gesimse nach rechts. Solche Stellen sind, wenn sie gleich zu Beginn einer Tur entgegentreten, immer unangenehm. Der Körper hat da noch nicht jene Beweglichkeit, welche erst nach längerer Zeit; besonders aber nach Überwindung eines mehr Kraft fordernden Wegstückes, einzutreten pflegt. In zunehmender Schnelligkeit kletterten wir dann auf bekanntem Wege bergan. Bald standen wir vor der Gabelung der Schlucht. Rechts hatten die Erstersteiger ihr Fortkommen gefunden. Wir verzichteten auf den rechten und auf den linken Ast und schlugen uns wieder in die östliche, von vielen Bändern durchzogene Wand.

Leider taten wir dies zu früh und gerieten auf eine steile, glatte Platte, von der wir bald abgerutscht wären. Sehr knapp erreichten wir das erste Band und freuten uns über die hier in schönster Blüte stehenden Alpenrosen. Weniger erfreut waren wir über die Launen unseres Seiles, das beständig an tiefer liegenden Vorsprüngen und Grasschöpfen hängen blieb. Es wäre gewiß vernünftiger gewesen, hier noch ohne Seil zu gehen, aber keiner von uns wollte es tragen, und da wir es nicht in zwei Teile schneiden wollten, blieb nichts anderes über, als uns damit zu verbinden. Vorläufig kletterten wir noch auf unserer vorjährigen Route und hatten bald das erste große Schneefeld der Schlucht erreicht.

Nicht mehr hoch ober uns hatten die Erstersteiger direkt emporkletternd das untere Ende einer mit Schutt und Schnee erfüllten, rechts durch zwei Zacken markierten Rinne gewonnen. Wir überlegten nicht lange und umgingen
diese Stelle neuerdings in der linken Wandseite. Etwas absteigend gelangten wir dann an jenen Punkt, der unseren Vorgängern als geeigneter Platz für ihre erste größere Rast erschien. Bis hierher hatten diese jedenfalls manche unnötige schwere Stelle gemacht und waren langsamer gegangen als wir, denn wir hatten für die gleiche Wegstrecke schon um 5 1/2 Stunden weniger gebraucht.

Wir hielten uns nicht länger auf, sondern kletterten bald an der Wand knapp oberhalb einer Schneerinne empor. Es überraschte uns nicht, hier einige Steintauben zu finden, denn rechts oben am anderen Ufer der Rinne erblickten wir jenes auffallende grüne Plätzchen, welches in der Beschreibung ausdrücklich vermerkt ist. Mit Verwendung von Mauerhaken hatten die ersten Ersteiger von dort direkt ankletternd eine westlich gelegene, steile Gratrippe gewonnen. Nachdem wir 15 Minuten gerastet, querten wir auf schönem Bande nach rechts und kletterten dann knapp neben der Rippe empor. Ich glaube nicht, daß wir für diese Stelle mehr Zeit benötigten als die Erstersteiger für die Eintreibung auch nur eines ihrer Stahlhaken.

Tief unten lag jetzt das Schneefeld des Einstieges, und wenn wir hinaufblickten über den nun wieder an Neigung abnehmenden Rücken, dann erschien uns der Weg nicht mehr weit. Eben hatte der Nebel den oberen Rand der Wand auf Momente freigegeben. Mein Begleiter wurde schon ungeduldig, es war ihm entgangen, daß wir wieder eine schwere Stufe hinter uns gebracht hatten. Er war erst beruhigt, als ich ihm jenen Teil der Wegbeschreibung vorlas, welcher auf unsere gegenwärtige Situation paßte und folgendermaßen lautet: "Eng an die 'Wand gepreßt gewannen wir dann durch einen Spreizschritt ein schmales, überwölbtes Band und die Kante des Pfeilers. Weiter im Westen führt eine Kaminreihe rasch in die Höhe. Droben betreten wir dann zum zweiten Male den luftigen Grat. - In leuchtenden Wogen flüssigen Goldes geht die Sonne zur Rüste und wirft ihren rötlichen Schimmer auf unseren in schwindelnder Höhe dahinziehenden Pfad." - Die Zeichnung stimmte, die Farbe aber nicht; das Gold der Abendsonne sahen wir nicht, denn wir hatten trübes, regnerisches Wetter, und dann war es ja auch erst 9 Uhr vormittags. Als wir uns nun in Anbetracht der bisher erreichten Höhe entschlossen, ein langsameres Tempo einzuschlagen, fing es zu regnen an, und so war es mit dem Langsamgehen wieder nichts. Immer stärker wurde der Regen, drei bis vier Seillängen hatten wir noch trockene Sohlen unter den Füßen, dann aber waren wir gezwungen, nur ebene Stellen als Tritte zu benützen. Wir hielten uns jetzt ganz in der Kante, fast senkrecht kletterten wir an dem herrlich festen Fels empor; dann schwenkten wir rechts ab. Der Biwakplatz der Erstersteiger lag vor uns (9 Uhr 30).

 

Das folgende steil aufragende Wandstück bietet bei genauem Überlegen keine besonderen Schwierigkeiten; wir erreichten die Spitze des die Gratrippe krönenden Pfeilers, ohne eine anstrengende Stelle gemacht zu haben. Nun standen wir bei dem Steinmanne, über den wir uns voriges Jahr so geärgert hatten, wir hatten die Höhe unseres damaligen Ausstieges erreicht. Als wir nach Hinterlassung unserer Karte mit Zeitangaben den Weg fortsetzten, umgab uns dichter Nebel. Das anfangs breite, schuttbedeckte Ausstiegsband,
das wir jetzt betraten, verschmälert sich allmählich, die Wand links nimmt kletterbare Formen an, und dort, wo sich das Band nach Ansicht unserer Vorgänger ganz in Überhängen verliert, überkletterten wir einen mannshohen Riß und standen auf der Fortsetzung des Bandes. In leichter, aber sehr ausgesetzter Kletterei kamen wir an das Ende des Bandes und betraten genau an dem höchsten Punkte der Wand - noch etwa 30 Meter höher als die Erstersteiger - das Kugyband (10 Uhr 15).

Wir hatten also für die Wand selbst, 15 Minuten Rast eingerechnet, 4 Stunden 45 Minuten gebraucht. *) Ein eisiger Sturm nahm uns sofort in Empfang. Schnell entledigten wir uns der Kletterschuhe und liefen das Kugyband abwärts dem Gletscher zu. Der heftige Wind hatte aber auch sein Gutes: Bald hörte es zu regnen auf, und als wir vollends aus dem Nebel kamen, blickte auch schon die Sonne durch. Statt der Besteigung des Gipfels nahmen wir Sonnen- und Schneebäder, die uns soweit erfrischten, daß wir den Entschluß faßten, gleich am kommenden Tage der Mangart-Nordwand einen Besuch zu machen.

*) Dieser gewaltige Unterschied gegenüber den Zeiten der Erstersteiger ist auffallend. Bekanntlich erfordert ja jede neue Tur ein langsameres Gehen und gibt leicht Anlaß zu Zweifel und Unschlüssigkeit, die hemmend auf deren Verlauf einwirken und bei Nachfolgern, die über die Durchführbarkeit des Unternehmens im klaren sind, in Wegfall kommen. Aber selbst diesen Umstand in Rechnung gebracht, stimmt die Sache nicht, und muß ein anderer Grund die Ursache gewesen sein. Der Qualifikation der Herren Dr. König und Ing. Reinl wird wohl niemand nahetreten wallen, bezüglich des dritten Teilnehmers an der Tur wissen wir aber, daß er dazu weder eingeladen war, noch imstande gewesen wäre, sie selbständig durchzuführen; er war die Ursache des langsamen Vorrückens, für ihn mußten die Mauerhaken eingeschlagen werden, seinetwegen ergaben sich endlose Seilmanöver und mußte schließlich sogar biwakiert

werden, Und dieser Teilnehmer, der eine mehr als passive Rolle gespielt, veröffentlichte den marktschreierischen Bericht im "Neuen Wiener Tagblatt", wobei er es für gut fand, die Marmolata-Südwand und Watzmann- Ostwand, die er selbst niemals durchklettert hat, in Vergleich zu ziehen! (Die Schriftleitung)

>>> Bericht von Gustav Jahn lesen (für registrierte Benutzer)


Winter 1906/1907 in Mitterndorf in der Steiermark:

Ab dem Jahr 1906/1907 kamen im Winter auch die skisportbegeisterten "Städter" nach Mitterndorf, in das Ennstal der Steiermark. Unter Ihnen der akademische Maler Gustav Jahn und Mizzi Langer-Kauba, die Besitzerin des großen Sportgeschäftes in Wien.

 
Mitterndorf im Winter 1906 1907 mit Gustav Jahn und Mizzi Langer Kauba

Bild links: Winter in Mitterndorf 1906/1907 vor dem Gasthof Leo Oberascher:

(1) Amalie Köthe, (2) Mizzi Langer Kauba, (3) Franz Pollak, (4) Ferdinand Sulzbacher, (5) Hiob Engl und andere Wintersportler zum Abmarsch bereit, mit den Skiern am Trageriemen über der Schulter und dem Bambusstock in der Hand - Rechts im Hintergrund das alte Kaufhaus "Franz Köstler"

Mitterndorf im Winter mit Lawinenstein

Von diesem Zeitpunkt an ist die Skigeschichte im Oberascher Gästebuchbuch und in den Langer-Sportkatalogen eindrucksvoll dokumentiert:
Skikurse mit Mathias Zdarsky aus Lilienfeld, Trygve Smith aus Kristiania, Norwegen und Carl J. Luther aus München fanden schon ab 1909 statt. Der erste Bergführer-Skikurs für Salzburg, Oberösterreich und Steiermark wurden 1911 hier abgehalten. Die damals praktizierten Techniken mit einem Stock, mit zwei Stöcken oder ganz ohne "Balancier-Stangen" wurden in Bild und Schrift festgehalten. -
1911 war hier die Österreichische Meisterschaft im Skilauf, an der auch deutsche Skifahrer teilnahmen, weil wir schon damals dem Mitteleuropäischen Skiverband angehörten.
Große Schwierigkeitcn bereitete die Unterbringung der vielen Gäste besonders auf der Alm. 1907 konnte als erstes Quartier die Rossalmhütte des vlg. Torbauer, Tauplitz, winterfest gemacht werden. 1908 folgte die Grasalmhüne des vlg. Rantler, Krungl, beim Schneiderkogel. Schließlich richteten auch die anderen Bauern ihre Almhütten nach und nach für den Winterbetrieb ein.
Zu Hilfe bei Notfällen wurde schon 1907 der "Alpine Rettungsausschuss" ins Leben gerufen, der Vorgänger des heutigen Bergrettungsdienstes.

 


 

 

Gustav Jahn 1879-1919 Blick auf die Berge bei Sonnenaufgang  1908 Gesäuse / Ennstaler Berge, Semmering, Rax, Glocknergebiet, Ortlergebiet


Gesäuse / Ennstaler Berge

Planspitze (2120 m) N.O.Wand 1. Ersteigung G. Jahn, J.A. Weiß und Eduard Pichl am 27. September 1908 (ÖAZ 1909, 119)

Gesaeuse Geroellband in der Nordwand der Planspitze um 1920 - Pichlweg

 


Der Kunstmaler GUSTAV JAHN, Mitglied und Mitbegründer des ÖWSC, war auch ein Pionier des Skilaufs und Skisprunges auf RAX, Schneeberg und am Semmerung.

Auf der Rax hielt er zum Beispiel in der Mulde beim OTTOHAUS, dem sogenannten ‚Lavoir‘ zwischen 9. und 12. Mai (!) 1907
seinen ersten großen Skikurs, sowie ein Junioren- und Seniorenlaufen, ein Stillaufen und einen Sprungbewerb ab.
Über 200 Konkurrenten nahmen an dieser Veranstaltung teil, die in späteren Jahren als Saisonausklang und Klubmeisterschaft des ÖWSC zur Tradition wurde.

Gustav JAHN erteilte Skiunterricht beim ÖWSC und fuhr sogar nach CORTINA um Skikurse zu halten.

Sogar das Skispringen wurde gelehrt: 1909 baute der ÖWSC unter Anleitung von JAHN drei Übungsschanzen auf dem SEMMERING, auf denen man Weiten von 7, 15 und 22 Meter erreichen konnte.

JAHN, selbst einer der erfolgreichsten Springer jener Zeit, stand auch dort seinen Schülern zur Verfügung.

 

All diese Aktivitäten hatten zur Folge, daß die Durchführung der Rennen um die österreichische Meisterschaft 1909 dem ÖWSC gemeinsam mit dem VERBAND STEIRISCHER SKILÄUFER übeertragen wurde. Die Meisterschaft des ÖSV wurde im Rahmen des alljährlich stattfindenden „Haupt-Verbandswettlaufs“ vergeben. Entscheidend war das Ergebnis im sogenannten „Zus-Lauf“ (Zu-sammengesetzter Lauf, eine Kombination von Lang-und Sprung-lauf). Die erste Meisterschaft wurde am 5. und 6. Jänner 1907 in KITZBÜHEL durchgeführt und von DR. RUDOLF BIELER (DRESDEN) gewonnen. Im nächsten Jahr, am 8. und 9. Februar 1908 in ZELL AM SEE, siegte FRITZ MILLER aus INNSBRUCK. Zweiter wurde GUSTAV JAHN vom ÖWSC.

Überhaupt werden nun die Rennen regelmäßiger durchgeführt, sie beginnen Tradition zu entwickeln. So hielt der ÖWSC ab 1907 Abfahrtsläufe vom STUHLECK-PRETULGEBIET nach MÜRZZUSCHLAG ab, wobei der erste Preis ein prächtiger Wanderpokal war.

Nachdem GUSTAV JAHN 1909 den Lauf zum dritten Mal gewonnen hatte, ging der Pokal endgültig in seinen Besitz über.

 

DIE LIECHTENSTEINSCHANZE AM SEMMERING:

Bald schon waren die 1909 vom ÖWSC errichteten Schanzen auf dem SEMMERING zu klein geworden, und so ging man nach einem Vorschlag ROGER DE RIEDMATTENS daran, eine neue, große Anlage in unmittelbarer Nähe des Passes zu erichten. FÜRST LIECHTENSTEIN, der Besitzer des Grundes, gab seine Einwilligung und 1911 konnte nach den Plänen GUSTL JAHNS mit dem Bau begonnen werden.
Es war eine Schanze der Superlative: 245 m Gesamtlänge, Höhenunterschied 80 m, Anlauf 70 m mit 20 Grad Neigung (sogar ein Anlaufturm wurde errichtet, der erste in Europa). Der Aufsprung war 125 m lang, mit einer Maximalneigung von 32 Grad. Auf der Schanze, die insgesamt 50.000 Kronen kostete, sollten Weiten bis 45 m erreicht werden. Sie galt lange Zeit wegen des Drucks und der Luftigkeit als besonderer Prüfstein.

Dieses Bild zeigt den Bau der Liechtensteinschanze nach den Plänen GUSTL JAHNS. Nach der Fertigstellung zeigten sich dann auch die wahren Könner und Helden ihrer Zeit auf Skiern. Mit eleganter Haltung - Arme seitlich und die Brust nach vorne gestreckt, ging es in Adlerähnlicher Haltung dem Tale entgegen - und bald schon wurden dann die ersten "unglaublichen" Weiten von über 45m erreicht, die Schanzenrekorde kletterten ständig nach oben und eine Rekordweite jagdte die andere.

Ein weiteres herausragendes Ereignis des Jahres 1926 war die Eröffnung der RAXBAHN, der ersten  Seilschwebebahn ÖSTERREICHS, am 9. Juni.

Ihre Errichtung kostete damals 3.835 000 Schilling. In zehn  Minuten Fahrzeit erreichte sie von HIRSCHWANG die 1545m hoch gelegene Bergstation. 

Auch diese beiden Bilder wurden von Gust. Jahn entworfen -
vermutlich hat er sich hier beim Sprung auch selbst dargestellt ?

 Natürlich gab das dem Skisport auf der RAX ungeheuren Auftrieb.

Noch dazu, wo im gleichen Jahr in der Nähe der Bergstation, im sogenannten WOLFSTAL, die  „GUSTAV-  JAHN-SCHANZE“ eröffnet wurde.

Es gibt auch Hinweise auf ein Skispringen in Kitzbühel im Jahre 1908, an dem Jahn teilnahm und viele Preise errang.

 

Im Dezember 1920 wurde das "Österreichische Sportabzeichen" aus der Taufe gehoben und schon im April 1921 beim Gustav Jahn-Schirennen des Österreichischen Wintersport-Klubs (Bild unten) auf der Rax wurden die ersten Abnahmen durchgeführt.

 

 


Ersteigung des ORTLER - über den Rothböckgrat (2. Ersteigung - 1. Führerlose) zum Gipfel

1908 Gustav Jahn, Ing. Eduard Pichl und Viktor Sohm

Zeichnung von Gustav Jahn - Ortler mit seinen Abstürzen am End-der-Welt-Ferner

1=Gipfel 2=Signalkuppe am hinteren Grat >=Martlgrat (links)


Presanella Norte: Gustav Jahn & Viktor Sohm, 4. August 1908.

Primera, arista oeste: M. Beachcroft, Del Pero, F. Devouassoud, D. W. Freshfield y J. D. Walker, 25-8-1864.

 


Gustav Jahn 1879-1919 Blick auf die Berge bei Sonnenaufgang  1909 / 1910 Sextener Dolomiten

G.Jahn, O.Lang und R.Löschner in den Sextener Dolomiten, wo sie die Nordwand des Einsers durchklettern, Wintersport auf der Rax


1910 Entstehung des "Hans von Haid Steiges" in der Preiner Wand (1.783 m) der Rax

Eine der interessantesten, beliebtesten und kühnsten Klettersteige Ost-Österreichs! Nahezu durchgehend sehr steil und anspruchsvoll mit vielen ausgesetzten Passagen.

Hans von Haidsteig Heidsteig Cepl Gustav JahnUm 1910 ließ Camillo Cronich den Haidsteig durch den Wiener Kunstschlosser August Cepl erkunden und unter der Beratung von Gustav Jahn erbauen. 1913 wurde er dann eröffnet. Camillo Kronich hatte das Projekt finanziert und der Kunstmaler Gustav Jahn hatte die "künstlerische Gestaltung" übernommen. Der untere Teil (Neuer Haidsteig) wurde erst später, im Jahr 1921 eröffnet.

Jahn entwarf u.a. auch die zwei langen und mittlerweile legendären Eisensteigbäume die Cepl anfertigte. Ein großer Teil der damals installierten Anlage ist heute noch im Original erhalten, wie z.B. die beiden langen Eisensteigbäume und viele (jedoch bereits stark verbogene) Eisenklammern und Halterungen.

Der Steig befindet sich aber immer noch in einem sehr gutem Zustand und wurde bzw. wird regelmäßig mit neuen Stahlseilen und Verankerungen saniert. Ein sehr schöner und langer Klettersteig, der auch dementsprechend beliebt ist und nur mit Helm und Klettersteig-Ausrüstung begangen werden sollte. Für Ungeübte nicht geeignet! Mit seiner exponierten Linienführung durch das Massiv der Preinerwand gehört der Haidsteig zu einer der kühnsten und beliebtesten Steiganlagen Österreichs. Ein abwechslungreicher Verlauf mit spektakulären Einzelstellen, Schwindel erregenden Tiefblicken und ausgesetzten Kletterpassagen in einer großartigen Landschaft machen den Haidsteig zu einem unvergesslichen Klettersteigerlebnis.

 

 

 

In dieser Zeit, also 1910, entstand auch die JAHN-QUELLE am ALPENVEREINSSTEIG.

 
Jahn-Quelle

Camillo Kronich ließ die Jahn-Quelle 1910 am Alpenvereinststeig anlegen um die Wiener Bergtouristen mit frischem Wasser zu versorgen.

Er benannte und widmete sie seinem Freund Gustav Jahn und hatte es sich auch zur Aufgabe gemacht die Pflege und Instandhaltung unter seiner Aufsicht durchführen zu lassen. Ein Jahr später wird Kronich auch noch den Gustav-Jahn-Steig finanzieren.

Camillo Kronich Otto Haus auf der Rax
(Foto der Jahn-Quelle am Alpenvereinssteig von Camillo Kronich aus dem Jahre 1910)

Camillo Kronich (1876-1958), der legendäre Pächter und Hüttenwirt des (Erzherzog-) Otto-Hauses auf der Rax, bewirtschaftete von 1903 bis 1952 den beliebten Treffpunkt für Wiens Ausflügler und Alpinisten. Kronich war auch der Erbauer des elitären Knappenhofes in Reichenau, welcher 1907 unter der Leitung von Architekt Heinrich Hausleitner errichtet wurde und lange Zeit als beliebtes Urlaubsziel und als Treffpunkt von Künstlern und Intellektuellen galt.

 


Im Winter war die Rax ein beliebter Treffpunkt für Skitourengeher, Skifahrer und Skispringer. Wintersportarten wurden zu dieser Zeit immer populärer und auch Gustav Jahn war gerne und oft dabei, um bei Wettkämpfen, als Instruktor oder als Skikursleiter sein Wissen und Können weiter zu geben.

Winter auf der Rax - im Februar 1910
http://www.gustav-jahn.at

Bild Rechts: Maler Jahn und Söldner beim Doppelsprung

Bild Links: Winter 1910 im Raxgebiet - Die Sprungschanzen in der Nähe des Otto-Schutzhauses mit Ausblick auf den Schneeberg

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Gustav Jahn 1879-1919 Blick auf die Berge bei Sonnenaufgang 1911 Eröffnung des GUSTAV JAHN Steiges auf der Rax / im großen Höllental, Wintersport auf der Rax

 

Gustav-Jahn-Steig auf der Rax - Foto von Uwe Girndt

Darüber gibt es in den alpinen Fachzeitschriften einige Meldungen:.
So liest man in den Mitteilungen des Deutschen und österreichischen Alpenvereins (Heft 15 vom 15.8.1911) folgenden kurzen Bericht:

Bei der Söldnerwand wurde vom Pächter des Otto Hauses C. Kronich ein neuer, versicherter Felsensteig angelegt, der nach dem Wiener Hochalpinisten und Maler Gustav Jahn "Jahnsteig" benannt wurde.

Der Steig, der sich als eine Felsquerung vom Alpenvereinssteig zum Gaisloch darstellt und in einer Höhe von 1500 m das "Wilde" und das "Allerwildeste Gaisloch" durchquert, ist nur für felsensichere und schwindelfreie Geher zu empfehlen.

Der Steig wurde am 22. Juli 1911 der Benützung übergeben.

Seine Lage und Geschichte:

Der Gustav Jahn Steig stellt eine Querverbindung vom Gaislochsteig zum Alpenvereinssteig dar. Camillo Kronich ließ ihn vom Schlosser August Cepl errichten. Erstens, um Gäste zum Ottohaus umzudirigieren und zweitens, man soll ja nicht nur das Geschäftliche so in den Vordergrund stellen, sicherlich auch als Ergänzung zu den vorhandenen Steigen.

Wann mit dem Bau des Steiges begonnen wurde, konnten wir aus den Unterlagen nicht genau herausfinden. Nur über seine Eröffnung. Darüber gibt es in den alpinen Fachzeitschriften einige Meldungen:
So liest man in den Mitteilungen des Deutschen und österreichischen Alpenvereins (Heft 15 vom 15.8.1911) folgenden kurzen Bericht: Bei der Söldnerwand wurde vom Pächter des Otto Hauses C.Kronich ein neuer,versicherter Felsensteig angelegt, der nach dem Wiener Hochalpinisten und Maler Gustav Jahn "Jahnsteig" benannt wurde. Der Steig, der sich als eine Felsquerung vom Alpenvereinssteig zum Gaisloch darstellt und in einer Höhe von 1500 m das "Wilde" und das "Allerwildeste Gaisloch" durchquert, ist nur für felsensichere und schwindelfreie Geher zu empfehlen. Der Steig wurde am 22. Juli der Benützung übergeben.

Im Gebirgsfreund vom 10.8.1911, Heft 8, wird noch kürzer über den Steigneubau berichtet. Die Eröffnung wird mit 23. Juli datiert. Im Heft 9 vom 15.9.1911 des" Naturfreundes " finden wir ebenfalls eine kurze Notiz über die Steigeröffnung. Wenn schon kein Datum oder unterschiedliche zu finden sind, in jeder Mitteilung wird der Name Kronich genannt.

 

Am Jahn Steig auf der Rax

Zwei Aufnahmen von Camillo Kronich aus dem Jahr 1911

 

 

 

 

 

 

 

(li.) "Am Jahn-Steig auf der Rax"

(re.) " Grosses Höllental am Gustav Jahnsteig"

 

 


 

Winter auf der Rax - im Jänner 1911
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Bild Links: Maler Jahn beim Telemarkschwung

Bild Rechts: Illustriertes Österr. Sportblatt mit dem Bild "Telemark von Gustav Jahn"

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Gustav Jahn 1879-1919 Blick auf die Berge bei Sonnenaufgang 1913


 

In der ÖTZ 1913 S. 41 wird über die Davoser-Ski-Hochtouren berichtet wobei Gustav Jahn Touren führte.

Diese fand schon früher statt und dürfte wahrscheinlich den Anlass dazu gegeben haben auch Weihnachten in Davos zu feiern.

Ansichtskarte "Parsenfurka bei Davos" vom 27. Dezember 1913 - unterschrieben von Otto Jahn

Ein Schreiben, über Weihnachten in Davos mit Gustav & Otto Jahn.

 


K.K. Kaiserjaeger in den Dolomiten 1914 bis 1918 Kriegsdienst in den Dolomiten Gustav Jahn 1879-1919 Portrait Gustav Jahn Oelgemaelde gemalt von Ferdinand Andri


Der Gebirgskrieg:

Der Erste Weltkrieg war der erste Krieg, welcher auch im Hochgebirge im Winter weitergeführt wurde. An der Südfront entwickelte sich ein Stellungskrieg im Hochgebirge zwischen Österreich-Ungarn und Italien. Vom Stilfser Joch an der Grenze zur Schweiz wurde eine 600 km lange Linie bis zu den Julische Alpen gebildet. Während im Osten der Südgrenze die Isonzoschlachten tobten, welche den Materialschlachten an der Westfront in nichts nachstanden, hatte sich insbesondere in den Dolomiten eine bis dahin unbekannte Art von Stellungskrieg entwickelt: die topografischen Bedingungen des Krieges waren eine Neuheit. In Tirol wurden nach der Kriegserklärung durch Italien 1915 die Tiroler Schützen mobilisiert und an die Südgrenze gebracht; die Truppen der ersten Linie (Kaiserjäger) waren in Galizien und hatten dort bereits schwere Verluste erlitten. Sie kamen in den Karnische Alpen ebenso zum Einsatz wie in den Dolomiten , rund um den Gardasee und am Ortler und standen den italienischen Alpini gegenüber und hielten die italienischen Soldaten auf, bis die Verstärkungen durch Kaiserschützen und Kaiserjäger eingetroffen waren. Handelte es sich im Sommer schon um unwirtliches Gebiet, so waren im Winter nicht der Gegner, sondern Frost und Schnee der größte Feind. Die Stellungen mussten von bis zu 12 Metern Schnee freigehalten werden; von der Außenwelt abgeschnittene Stellungen waren üblich. Am heftigsten tobte der Kampf im Gebiet der Drei Zinnen und um den Paternkofel – in diesen Kämpfen fiel auch der bekannte Südtiroler Bergsteiger Sepp Innerkofler (siehe Bilder weiter unten). Das Gelände brachte mit sich, dass jeweils die eine Kriegspartei einen Gipfel besetzt hielt, während die andere versuchte, den Gipfel zu erstürmen. Weil dies zumeist nicht möglich war, begann man damit, kilometerlange Stollen durch das Gestein zu treiben, um ohne Feindeinwirkung bis zum Gipfel vordringen zu können. Manchmal wurden die Stollen auch mit Sprengstoff gefüllt und ganze Berggipfel zum Einsturz gebracht (z. B. der Col di Lana 1916). Noch heute zeugen viele Stollen vom Kampf. Für die Versorgung und vor allem dem Waffentransport kamen in großem Ausmaß Seilbahn zum Einsatz, außerdem wurden Klettersteige entwickelt, die Versorgungen über Leitern und entlang von Stahlseilen ermöglichten. In den Gletschergebieten wurden Stollen durch das Gletschereis getrieben, um Zugriff auf die gegnerischen Lager ohne Feindeinsicht zu erhalten ( Marmolata ). Für den Stellungskrieg im Hochgebirge benötigte man ausgebildete Bergsteiger und Bergführer. Dies führte wiederum zu einer rasanten Fortentwicklung der Alpinismustechnik.

Das im Gebirgskrieg die besten Alpinisten der damaligen Zeit eingesetzt waren, sei hier nur an Hand einiger klingender Namen dargestellt. So standen in den Reihen der österreichisch-ungarischen Monarchie als Bergführer Leute wie Sepp Innerkofler, die Gebrüder Gustav Jahn und Otto Jahn, Angelo Dibona, Luis Trenker und viele andere im Einsatz. Unter den alpinen Referenten der einzelnen Rayons waren klingende Namen wie Dyhrenfurth d. Ä. im Ortlergebiet, Julius Kugy in den Julischen Alpen, Leo Handl in der Marmolata, Mathias Zdarsky bei der 10. Armee und natürlich Bilgeri im Militärkommando in Innsbruck.

In den Kriegsjahren, in welchen Jahn bei der Bergführerkompanie zu ausgiebigen Besteigungen kam, waren etwa 150, darunter 20 neue Gipfelersteigungen in der Geißler-, Langkofel und Sellagruppe, sowie zahlreiche Schifahrten waren die Frucht dieses militärischen Dienstverhältnisses, das bis zum Zusammenbruch am Anfang des November 1918 dauerte. Ebenso erstmalige Winterbesteigungen auf die Grohmannspitze, Fünffingerspitze, Innerkoflerturm und Jahnkofel.

Bilder von Gustav Jahn, Gebirgskrieg in den Dolomiten - Kaiserjäger am Mezzodikreuz

Im Jahre 1914 weilte Gustav Jahn zu Beginn des Krieges in Kasern, nahm von November bis Mitte Dezember an einem Schikurs in den Radstädter Tauern und vom 28. Dezember bis 31. März 1915 an dem Schikurs in Aussee als Abrichter teil. Am 20 März 1915 rückte er, der bis dahin Ersatzreservist gewesen, als Einjährig-Freiwilliger ein, um die Offiziersausbildung zu "genießen", kam aber schon am 13.Juni als "Alpiner Refernt" auf den Karerseepaß und hierauf auf das Pordoijoch, wo er den Brigadeschikurs leitete. Im November 1916 wurde er nach Bozen zu der eben enstandenen Bergführerabteilung beordert, mit der er dann als "Instruktionsoffizier" nach St. Christina in Gröden übersiedelte. Bei dieser "K. K. Bergführer- Ersatz- und Instruktionskompanie" hatte Jahn nun die für Ihn passendste Verwendung gefunden;

Es war ein Glücksfall der ihn mit der "feldgrauen Zwansjacke", wie er seinen militärischen Rock liebevoll nannte, aussöhnte und ihm zwei wonnevolle Bergsteigerjahre bescherte. Das seine Tätigkeit als Schilehrer und Bergsteiger auch für die Verteidgung und den Schutz deutscher Erde nutzbringend war, bewiesen die ihm verliehenen militärischen Auszeichnungen: die preußische Militärverdienstmedaille, das bayerische Militärverdienstkreuz 2. und 3. Klasse mit den Schwertern, das Goldene Verdienstkreuz am Bande der Tapferkeitsmedaille, das Karl-Truppenkreuz und die Bergführerauszeichnung.

Etwa 150, darunten 20 neue Gipfelersteigungen in der Geißler- Langkofel- und Sellagruppe sowie zahlreiche Schifahrten waren die Frucht dieses militärischen Dienstverhältnises, das bis zum Zusammenbruch am Anfang des November 1918 dauerte.

Aus dieser Zeit stammen auch viele seiner künstlerischen Impressionen der Dolomiten, welche in der Bildergallerie zu bewundern sind.

Während des Ersten Weltkriegs trug er den Waffenrock der österreichischen Kaiserjäger. An der Dolomitenfront kämpfte er auf österreichischer Seite gemeinsam mit Angelo Dibona, Sepp Innerkofler, Luis Trenker, Rudl Eller, Erwin Merlet und vielen anderen bedeutenden Bergsteigern seiner Zeit. Hier mussten sich nun leider viele Kameraden der Berge, welche sich von gemeinsamen Touren aus unbeschwerteren Tagen kannten, gegenüber treten. Zwangsweise mussten sie auf einmal an entgegengesetzten Fronten kämpfen und aus einstigen Berggefährten aus Österreich und Italien, wurden nun erbitterte Kontrahenten und Feinde.

 

1914 Gustav Jahn leitet als Kriegsfreiwilliger den militärischen Schikurs in Wiesenegg (Obertauern, Salzburg)

Otto Barth wird zum Oberleutnant befördert


K.K. Kaiserjaeger in den Dolomiten 1915 Kriegsdienst in den Dolomiten


JUNI 1915 Gustav Jahn wird als alpiner Referent zum Karersee entsandt, danch wird er als alpiner Referent für die Dolomiten, dem 42. Feldkanonenregiment 8. Batterie, zugeteilt (Feldpost 613)

Gustav Jahn, alpiner Referent, Kadettaspirant, wurde mit der Preußischen Kriiegerverdienstmedaille ausgezeichnet.

Sepp Innerkofler starb am 4. Juli 1915 auf dem Paternkofel

Herbst 1915: Der Sarg Sepp Innerkoflers, wird unter der Leitung seines Bruders, über die Wände des Paternkofel abgeseilt und über die Zinnenebene, vorbei an den drei Zinnen, abtransportiert.

 

K.K. Kaiserjaeger in den Dolomiten 1916 Kriegsdienst in den Dolomiten


 

Auszug aus der Österreichischen Alpenzeitung 1916 - Nachrichten von den Mitgliedern (über Otto Bart, Gustav Jahn und Otto Jahn) im Kriegsdienst ...

Barth Otto, Oberleutnant, ist Adjudant beim Kommando einer Offiziersstation für Kriegsgefangene

Jahn Gustav, Fähnrich, erhielt als neuerliche Auszeichnungen das goldene Verdienstkreuz am Bande der Tapferkeitsmedaille und das Bahr. Militärverdienstkreuz 2. Klasse mit den Schwertern.

http://www.gustav-jahn.at

Soldatengräber in den Dolomiten (Pordoi 1916) - Ein Gemälde von Gustav Jahn - Pordoijoch - sowie eine Fotoaufnahme (um 1920) der Gedenkstätte für die Gefallenen

Oberleutnant Barth Otto ist am 9. August 1916 an einem schweren Nervenleiden in Wien gestorben.

1916 - Jahn Otto ist als Landsturmleutnant einberufen worden.

 


  Auszug aus der Autobiografie
  von LUIS TRENKER
  „Alles gut gegangen“ - Geschichten aus meinem Leben, 1965

 

 .. mit GUSTAV JAHN am 21.November 1916 auf der REGENSBÜRGERHÜTTE
  (Kriegsdienst in den Dolomiten)

 

 Luis Trenker erinnert sich:

  Ein Abend auf jener Hütte ist mir besonders in Erinnerung geblieben.
  Wir saßen um den Tisch und spielten Karten. Der Wiener Maler und Bergsteiger GUSTAV JAHN saß neben mir.

Unsere Pfeiffen rauchten, es war recht gemütlich, im Ofen knisterte das Feuer. Da läutete das Telefon. Der diensthabende Unteroffizier ging an den Kasten, nahm die Muschel ans Ohr und meldete sich. Sein Gesicht wurde plötzlich sehr erst, seine Absätze klappen zusammen: „Jawohl, jaa ... jawaohl“, dann machte er eine Drehung zu uns, nahm wieder Haltung an und stotterte: „M... eine Herren, i... ich ... m... melde gehorsamst ...“, schluckte einige Male, „so... soeben gehorsamst die Nachricht ... Seine Majestät, Kaiser Franz Josef, ist gestorben ...“ Eine bange Stille folgte den Worten, fragende, erschreckte Gesichter. Ma hörte kaum das Atmen der Männer. Unser Kaiser, der greise Vater der Monarchie, war tot ... was würde nun werden?

Der Bann löste sich erst als GUSTAV JAHN sich langsam wieder zum Tisch drehte und sagte:

„Na ja - kannst nix machen, so geht‘s halt, allweil hat er ja auch net leben können. - Wer spielt aus ?“

Es brauchte allerdings ein bißchen Zeit, bis festgestellt wurde, wer am Ausspielen war.
Am übernächsten Tag wurden wir auf den jungen Kaiser Karl, einem Großneffen des verstorbenen Kaisers Franz Josef, vereidigt. Das war alles, scheinbar alles. Während der Vereidigung konnte ich mich der düsteren Prophezeiung des Fähnrichs Deutsch nicht erwehren, der gesagt hatte, daß mit dem großen alten Kaiser auch das schöne glückliche Donaureich sterben würd

 

Regensburger Hütte Kaiser Franz Josef seine Majestät, der Kaiser Franz Josef.

Im Bild eine colorierte Ansichtskarte von 1910 - mit der Regensburgerhütte und der Geislergrupe in den Dolomiten.

Die Regensburger Hütte (ital. Rifugio Firenze in Cisles) ist eine Alpenvereinshütte auf der Regensburger Alm in der Geislergruppe in Südtirol.

 

im Gruppenbild ist ganz links der junge Luis Trenker zu erkennen.

 


K.K. Kaiserjaeger in den Dolomiten 1917 Kriegsdienst in den Dolomiten


 

Gemälde von Gustav Jahn: "Kriegsdienst in den Dolomiten" (1917)

 

Touren in der Geislergruppe & Langkofelgruppe von 1917

Gesamtbild der Geislergruppe - Aquarell von Gustav Jahn und rechts eine Aufnahme um 1920

Auch hier ist wieder einmal die geniale und kartografisch exakte Erfassung seiner Motive erkennbar.


Geislergruppe- Die kleine Fermeda (Fermedaspitze 2810 m) -

Die Südwand der Fermeda de Cicles - vollständig neuer Weg durch die Südwand wurde am 12.März 1917 durch Fähnr. Gustav Jahn, Fähnr. Karl Huter und Rudolf Eller erklettert (ZDÖAV 1918 S160, ÖAZ 1918 S59, ÖAZ 1920 S76, ZDÖAV 1921 S64)


Geislergruppe- Die große Fermeda (2867 m) -

Ersteigung über den Südostgrat am 14. Mai 1917 von Lt. Franz Barth, Fähnr. Karl Huter, Fähnr. Gustav Jahn (ÖAZ 1918 S60)


Geislergruppe- Villnöserturm (2830m) - I. Ersteigung über die Westwand am 4. Juni 1917 Fähnr. Karl Huter, Fähnr. Gustav Jahn (ÖAZ 1918 S60, ÖAZ 1920 S76)

bzw. wurde gelegentlich der Überschreitung der gesamten westlichen Geislergruppe erstmals erstiegen (ZDÖAV 1918 S169)


Geislergruppe- Saß de Mesdi (2760m) Vollständig neuer Weg über die Südwand, am 5. Juni 1917 durch Fähnr. Karl Huter, Fähnr. Gustav Jahn, Oberarzt Dr. Erwin Merlet, E. Unterj. Oskar Müller, Oblt. Paul Richter (ÖAZ 1918 S60 und ÖAZ 1920 S76);Ergänzend: Neue Variante an der grauen Platte des Südpfeilers, rechts von der Hannemann-Route (Zeit etwa 2-4 Stunden, sehr schwierig, einige Stellen äußerst schwer, ZDÖAV 1921)


Geislergruppe- Überschreitung der westlichen Fermedagruppe am 17. Juni 1917, Fähnr. Karl Huter, Fähnr. Gustav Jahn


Geislergruppe- Saß de Mesdi (2760m) I. Ersteigung über die Südwestkante am 23. Juni 1917 durch Stbs. Obj. Angelo Dibona, Obj. Rudi Eller, Fähnr. Karl Huter, Fähnr. Gustav Jahn (ÖAZ 1918 S60/61 sowie 1920 S76); Das die Westwand durchziehende Band wurde dabei auf neuem Wege über den Südwestpfeiler erreicht, und zwar gerade an dem Punkte, wo die Südwestwandroute abzweigt. (Zeit etwa 2 Stunden, sehr schwierig, ZDÖAV 1921), Die Schwierigkeiten waren ungefähr die gleichen wie an der Südwand der Grohmannspitze


Geislergruppe- Saß de Mesdi (2760m) I. direkte Erkletterung über die Westwand am 26.Juni 1917 durch Fähnr. Karl Huter, Fähnr. Gustav Jahn und Oberarzt Dr. Erwin Merlet (ÖAZ 1918 S61 und ÖAZ 1920 S76, ZDÖAV 1921 S66)

Die Schwierigkeiten waren ungefähr die gleichen wie an der Südwand der Grohmannspitze


Langkofelgruppe - Punta di Salami (2844m) II. Ersteigung (??) am 8. Juli 1917, Fähnr. Gustav Jahn und Oberarzt Dr. Erwin Merlet (ÖAZ 1918 S81) Anm.: Im Steinmann dieses mächtigen, besonders von dem Grödnertal aus auffallenden Turmes in der Nordwestkante der Langkofels fanden wir außer einer Karte von Herrn Delago aus dem Jahre 1879 keine Spuren einer späteren Ersteigung.


Langkofelgruppe - Langkofelkarspitze (2811m) I. Ersteigung des Südostgrates, am 13. Juli 1917, Lt. Bauer, Hptm. Viktor Machek, Fähnr. Gustav Jahn und Oberarzt Dr. Erwin Merlet (ÖAZ 1918 S77 und ÖAZ 1920 S74)

Langkofelgruppe - P.2787 der Alpenvereinskarte "Bergführernadel" I. Ersteigung, Knapp unter der Kammhöhe des Langkofel-Westgrates zwischen Puna di Salami und Wesselyturm, entragt den steilen Schutt und Blockhalden (von der Langkofelhütte aus gut zu sehen) eine ungemein schlanke, feingeschwungene, doppelgipfelige Zinne. Am 16. Juli 1917 Hptm. Viktor Machek, Fähnr. Gustav Jahn und Oberarzt Dr. Erwin Merlet (ÖAZ 1918 S77, 1920 S75)


Gustav Jahn 1879-1919 als Instruktor vor dem Langkofel Langjofelmassiv

Gustav Jahn vor dem Langkofel, als Instruktor der K. K. Bergführer Ersatz- und Instruktionskompagnie.

Langkofelgruppe - Langkofelck (3054m) III. Ersteigung über die Nordostwand, größtenteils neuer Weg, am 18. Juli 1917 Fähnr. Gustav Jahn, Eduard Berger und Oberarzt Dr. Erwin Merlet (ÖAZ 1919 S75/76 und ÖAZ 1920 S75)


Langkofelgruppe - Innerkoflerturm (3070m) I. Ersteigung direkt vom Verbindungsgrat der Langkofelkarspitze, am 25. Juli 1917, Fähnr. Gustav Jahn und Oberarzt Dr. Erwin Merlet (ÖAZ 1918 S77/78, 1920 S75)


Langkofelgruppe - Daumen (2953m) I. Ersteigung über den Nordgrat, I. Überschreitung - Fünffingerspitze (2997m) I. Überschreitung von Nordost nach Südwest, durch Fähnr. Karl Huter, Fähnr. Gustav Jahn, Oberarzt Dr. Erwin Merlet (ÖAZ 1918 S78, 1920 S75) im Sommer 1917


Langkofelgruppe - Wesselyturm (3077m) I. Ersteigung der Südwestwand, I. Überschreitung - Langkofel (3178m) über den oberen Westpfeiler, am 18. August 1917, Fähnr. Karl Huter, Fähnr. Gustav Jahn (ÖAZ 1918 S78/79 und 1920 S75) *)

*) Es benötigten bei der I. Ersteigung des Langkofels über den Westpfeiler (Wesselyturm) die Herren Gürtler und Oppel 10 Std., bei der II. Fiedler und Pauli 7 Std., bei der III. Jahn und Merlet 6 1/2 Std. und bei der IV. Ersteigung Huter und Jahn 5 Stunden.


Langkofelgruppe - Grohmannspitze (3111m) Nordwand - teilweise neuer Weg - Innerkoflerturm (3070m) III. Aufsteig aus der Grohmannscharte am 22. August 1917 Lt. Franz Barth, Fähnr. Karl Huter, Fähnr. Gustav Jahn, Oberarzt Dr. Erwin Merlet (ÖAZ 1918 S79 und 1920 S75)

Zeichnung "Gipfelrast" von Dr. Erwin Merlet


Überschreitung der Fünffingerspitze, Grohmannspitze, des Innerkoflerturmes, Zahnkofels und Plattkofels an einem Tage (!!)

(Umrahmung des Grohmann und Plattkofelgletschers)

Grödner Dolomiten - 24. August 1917 Gustav Jahn und Dr. Erwin Merlet (Meran) - die erste Überschreitung aller 5 Gipfel an einem Tage (Zeit ohne Rast gerechnet - 12 Std.) (ÖAZ 1918 S80, S88, ÖAZ 1919 S175 und ÖAZ 1920 S75)

ein Tourenbericht von Gustav Jahn (einer von drei selbstverfassten Berichten Jahns - zum vergrößern bitte Bericht anklicken)

Gemälde von Gust.Jahn "Aus den Dolomiten - Fünffingerspitze"

>> Bericht von Gustav Jahn aus der Österreichischen Alpenzeitung 1919 lesen (Download 3,3, MB)

 

 

Ing. Eduard Pichl über die Überschreitung der Fünffingerspitze

(ein Auszug aus der Festschrift des Österreichischen Alpenkclubs - zur 100 Jahr Feier 1978)

Nach einer längeren Reise, die mich, einer dringend und unwiderstehlich vorgebrachten, daher unablehnbaren Einladung Rußlands folgend, Ende 1914 von den Schützengräben oberhalb Gorlice nach Kiew und Moskau führte und die ich dann noch, da mir - in wohltuendem Gegensatze zu unseren Bundesbahnen - ohne Ansuchen bereitwilligst freie Fahrt gewährt wurde, bis nach Omsk, Semipalatinsk und Krasnojarsk in Sibirien ausgedehnt hatte, kehrte ich endlich im Herbste 1917 über Petersburg, Haparanda, dann das liebe, hochherzige und opferwillige Schweden durchquerend, über Helsingborg und Jütland in die schwerentbehrte Heimat zurück.
Der allseits verehrte Bergsteiger und Primarius Professor Dr. Hans Lorenz versuchte noch, an meinem zerschossenen rechten Handgelenk wieder gutzumachen, was möglich war, dann wurde ich, der ausgetauschte Kriegsinvalide, für frontdienstuntauglich erklärt und sollte im Hinterlande zur Truppenausbildung verwendet werden. Dazu fühlte ich mich nun allerdings sehr wenig geeignet und so war es natürlich ein Tag der Freude für mich, als mein Ansuchen, bei der militärischen Bergführer-Abteilung in Gröden Dienste leisten zu dürfen, bewilligt wurde und ich den Befehl erhielt, nach S1. Christina abzureisen, um dort die Stelle eines Kursleiters im Bergführerkurs zu übernehmen. Das war denn auch eine Beschäftigung, wie sie für einen Bergmenschen nicht idealer sein konnte: die Wissenschaft und die Kunst des Bergsteigens im Dienste von Volk und Vaterland auszuüben und anderen zu lehren. Zudem wußte ich ja auch, daß alte, liebe Freunde in den Dolomiten meiner warteten, unter ihnen einer, den ich schon zwanzig Jahre lang kannte und mit dem ich manche schöne und schwierige Bergfahrt ausgeführt hatte: Gustav Jahn.

Und ich kam und verlebte einige glückliche Monate, bis das von Verbrechern fernab der Front gestreute Gift seine unheilvolle Wirkung getan, bis die ruhmreichen Waffen zerbrochen und Ehre wie Heimat geschändet waren.
Infolge seiner viele Monate andauernden Tätigkeit in diesem Gebiet fühlte sich Jahn sozusagen als Hausherr im Reiche der Grödener Dolomiten; in diesem Gefühle schlug er mir, um etwas von seinen Schätzen zu zeigen, vor, mit ihm eine Überschreitung der Fünffingerspitze von Nordost nach Südwest, über alle fünf Finger, auszuführen. Ich sagte gerne zu, mußte es doch, wenn ein Jahn sich dafür so erwärmte, eine der schönsten Fahrten in der Langkofelgruppe sein. Und noch ein anderes Prachtstückseiner Bergwelt ließ er mich andächtig bewundern, als er mich, bei anderer Gelegenheit, durch ein romantisches Wirrsal von Türmen und Scharten hindurch von der Grohmannspitze hinüber auf den Innerkoflerturm führte.

Leider sind meine Aufzeichnungen über diese Fahrten ebenso verlorengegangen wie das Verzeichnis aller unter meiner Leitung in Gröden ausgeführten Touren der zur Ausbildung zugewiesenen Offiziere und Mannschaften. Beim Zusammenbruch zu Anfang November 1918 übergab ich fünf Gepäckstücke mit Uniformen, Wäsche, Bergschuhen, Kletterschuhen, Büchern des Österreichischen Alpenklubs, Karten, Seil, Erinnerungen an meine Gefangenschaft, Schiausbesserungswerkzeug und vieles andere vertrauensvoll der Tochter des Hüttenwartes der Regensburger Hütte Johann N. Demetz in S1. Christina zur Aufbewahrung, doch als ich mich dann von Wien aus nach meinem Eigentum erkundigte, teilte mir der Mann mit, daß alle meine Sachen von einer italienischen Patrouille beschlagnahmt worden seien. Und so kann ich bloß einiges aus meiner Erinnerung über die ersterwähnte Tour wiedergeben.

An einem Sommermorgen 1918 wanderten Jahn und ich mit leichtem Gepäck vom Sellahaus zum Langkofeljoch empor. Hoch oben, bald unter der Jochhöhe nahmen wir statt der Genagelten die Kletterschuhe und gaben erstere einem Mann, der sie uns auf die Fünffingerscharte bringen sollte. Jahn liebte leichte Rucksäcke, und das war ja eine der großen Annehmlichkeiten bei den Grödner Touren, daß man viele sogar ohne Rucksack unternehmen konnte. Auf dem Joche angelangt; wandten wir uns den Felsen der Fünffingerspitze zu und schlugen den Weg Davidsons ein. Jahn übernahm die Führung. Über ein Band ging es ohne Schwierigkeit nach rechts hinauf zum sogenannten "Überbein" des Daumens, und bald darauf standen wir am Beginn des Daumen-Nordgrates. Die Kletterei auf diesem ist wahrhaft ein Genuß. Die Gratschneide ist äußerst steil und scharf; sichere, schöne Griffe und Tritte ermöglichen aber ein rasches Emporkommen. So steil ist der Aufstieg, daß ich
Jahns Sohlen stets ober meinem Haupte sah; es war dabei hübsch anzusehen, mit welcher Leichtigkeit und Ausgeglichenheit der Bewegungen er schmiegsam aufwärts stieg.
Jahn freute sich, daß meine Hand trotz ihrer Verletzung so kletterfähig war, denn er schien heimlich gefürchtet zu haben, daß mir die Kletterei zu schwer werden könnte. Auf dem winzigen Gipfel ließen wir uns nieder, das heißt, wir hockten uns nebeneinander hin und trachteten das Gleichgewicht zu erhalten. Es war ein Vorgefühl des freien Schwebens im Luftraume. Jahn erklärte mir hier - und der auf uns unmittelbar wirkende Eindruck unterstützte seine Behauptung -, daß er den Daumen wegen dessen Eigenhöhe, seines kühnen Aufbaues und der scharfen Trennung von den übrigen Finger n des Berges als selbständigen Gipfel bezeichnen müsse.
Der Abstieg erfolgte auf der der Daumenscharte zugekehrten Seite. Flott ging es über die Wand hinab und über eine Querungsstelle zu einem vorhandenen, nicht gut sichtbaren Haken, über den mich Jahn sicherte und sehr schwierig abklettern ließ. Er selbst kam am doppelten Seile nach. Es war eine jener wenigen Stellen, wo er die Verwendung von Mauerhaken und derlei Hilfsmittel zulässig fand, sonst aber wollte er von Fahrten, die nur mit Verwendung solcher Geräte durchzuführen sind, nichts wissen. Wer kann es aber sagen, ob Jahn an der Nordwestkante des Großen Ödsteins einen so frühen Tod gefunden hätte, wenn er nicht Haken auch als Sicherungsmittel grundsätzlich abgelehnt hätte!

Von der Daumenscharte brachte uns der gewöhnliche Weg schnell über die Wand und über den Nordgrat des Zeigefingers auf den Mittelfinger, den Hauptgipfel. Nach längerer Rast auf seinem grauen Schrofendach stiegen wir über die "Essigwand" Oskar Schusters nach Westen ab und querten dann in der Nordseite über rotes Gestein in die Scharte vor dem letzen Finger. Der Übergang über diese Scharte gewährte ein Bild von packend schöner Wildheit, und Jahn machte mich auf diese Stelle besonders aufmerksam. Wir standen nun in der Südseite des fünften Turmes auf einer bequemen Platte, die nach Südwesten zum "Schietzold-Riß" abbricht. Der Vorangehende muß hier schief nach rechts abwärts klettern und dabei außerordentlich behutsam sein, denn der Riß geht an seinem unteren Ende in einen mehr als 200 Meter hohen Abbruch aus. Sich an der Wand forttastend, gelangt man aus dem Riß in die letzte Scharte. Jahn, der sich an dem am oberen Ende des Risses
steckenden Haken abseilte, traf bald bei mir ein und leicht ging es nun über Schrofen an der Nordseite hinab.
Ein Steinmann zeigte die Stelle an, wo wir in den Westabsturz des Berges hinübersteigen konnten. Auf einem schönen, sehr langen Bande schräg nach abwärts schreitend, landeten wir "froh und sicher drüben" in der Fünffingerscharte, wo wir unsere Bergschuhe vorfanden und dann zum Sellajoch heimkehrten. Jahn hatte diese Tour, eine der reizendsten Fahrten in der Gruppe, schon ein Jahr vorher mit seinem Freunde Dr. Merlet durchgeführt, sie entzückte ihn aber auch jetzt wieder und stimmte ihn fröhlich, vielleicht zum Teile auch deshalb, weil ihn diesmal nicht einer begleitete, den ihm der Krieg zugeführt, sondern einer, der ihn an entschwundene Stunden erinnerte, deren er stets mit Wehmut gedachte - an jene Zeit, wo es nicht Krieg noch Kriegsgeschrei gegeben hatte. Denn Jahn war ein ausgemachter "Pazifist", der seinem Unwillen, ja geradezu Haß gegen alle die Veränderungen, die der Krieg im allgemeinen und besonders der in den Bergen hervorgebracht hatte, jederzeit rückhaltlos Ausdruck gab. In meiner Gegenwart aber vergaß er die von ihm ingrimmig verspottete "große Zeit" und fühlte sich wieder – ich vermied es, weil aussichtslos, ihm eine bessere Meinung von unserem Verzweiflungsringen beizubringen - in die Tage seiner Jugend zurückversetzt. Zwanzig Jahre waren vergangen seit meinem letzten Besuch dieses schneidigen Gipfels. Jetzt hatte der alte "Modeberg" in unerwartet neuer Schönheit Auferstehung gefeiert in meinem Bergsteigerleben.

Ein Jahr nach dieser Fahrt wurden die sterblichen Reste Gustav Jahns in dem stillen Bergfriedhof von Johnsbach zur Ruhe gebettet, Ödstein und Reichenstein halten dem großen Künstler und Meister der Berge die Ehrenwache, bis auch sie vergehen werden in Tod und Erneuerung.

 


Langkofelgruppe - Venusnadel (2950m)

I. Ersteigung der Südwand - Langkofel

(3054m) am 30. August 1917, Fähnr. Gustav Jahn, Fähnr. Karl Huter (ÖAZ 1918 S80 und ÖAZ 1920 S75)


Geislergruppe - Torkofel (2970m)

(2. Ersteigung) Westwand, direkter, teilweise neuer Weg am 22.September 1917, Fähnr. Karl Huter, Fähnr. Gustav Jahn, Hptm. Viktor Machek (ÖAZ 1918 S61,S62 und ÖAZ 1920 S76)


Geislergruppe - Tschisleser Obla

(2780m) Westwand, Dülferriß - Gran Obla (2820m), I. Ersteigung über die Nordwestwand am 28. September 1917, Fähnr. Karl Huter, Fähnr. Gustav Jahn und Oblt. Convico (ÖAZ 1918)

Die Gran Obla

(2820 m) Nordwestwand, einen neuen Anstieg vollführten am 28.September 1917, Jahn, Convico und Huter (ZDÖAV 1918 S177)

 


K.K. Kaiserjaeger in den Dolomiten 1918 Kriegsdienst in den Dolomiten


Innerkoflerturm, Langkofeleck, Sellagruppe - Dritter Sellaturm, großer Murfreitturm, Erster und Zweiter Sellaturm


Wintertouren:

Grödner Dolomiten - Grohmannspitze

(3111m) - I. Winterersteigung, am 5. Februar 1918, Fähnr. Gustav Jahn, Oberarzt Dr. Erwin Merlet (ÖAZ 1918 S96)

Grödner Dolomiten - Fünffingerspitze

(2996m) - I. Winterersteigung am 8. Februar 1918, Fähnr. Gustav Jahn, Oberarzt Dr. Erwin Merlet (ÖAZ 1918 S96)

Gustav Jahn 1879-1919 Portrait Gustav Jahn Oelgemaelde gemalt von Ferdinand Andri Gustav Jahn wird zum Leutnant befördert ...

Grödner Dolomiten - Innerkoflerturm

(3072m) am 11. Februar 1918, Leutnant Egger, Leitnant schmid, Fähnr. Thanner, Fähnr. Sohm, Lt.. Gustav Jahn, Oberarzt Dr. Erwin Merlet, Lt. Max Hilber (ÖAZ 1918 S96)

Grödner Dolomiten - Zahnkofel

(2997m) I. Winterersteigung, am 22. Februar 1918 mit Lt. Deutsch, Lt. Lezuo, Lt. Max Hilber, Lt. Gust. Jahn (ÖAZ 1918 S96)kler


Langkofelgruppe - Langkofeleck

(3054m) II. Ersteigung über die Nordostwand, grötenteils neuer Weg, Eduard Berger, Dr. Erwin Merlet und Gustav Jahn am 18. Juli 1918 (ÖAZ 1920 S75)


Langkofelgruppe - Innerkoflerturm

(3072m) Südostwand, größtenteils neuer Weg, am 2. August 1918, Fähnr. Gustav Jahn und Norz (ÖAZ 1920 S75)


Sellagruppe - Dritter Sellaturm

(2696m) I. Ersteigung über die (Süd)Westwand, 2. tatsächliche Überschreitung, am 11. August 1918, Fähnr. Gustav Jahn, Oberarzt Dr. Erwin Merlet und Dr.G.O. v. Dyhrenfurth (ÖAZ 1920 S75) (Schwierigkeitsgrad III)

Erstbesteigung Dritter Sellaturm über die Nordwand, am 22. September 1918 durch Gustav Jahn und Franz Barth (Schwierigkeitsgrad VI-, meist III)

Foto: Wolfgang Hilmer, der Sellastock mit den Sellatürmen (vom Westen) und die "Sellatürme" Tempera/Guache von Gustav Jahn, signiert und datiert 1917,

der höchste Turm (Bild Mitte) ist der 3. Sellaturm

Dritter Sellaturm Sellatuerme

Die Jahn-Route ist markiert mit Nr. 543 (Fotos aus dem Alpenvereinsführer Sella Langkofel extrem - Richard Goedecke/Bergverlag Rother)

 


Langkofelgruppe - Langkofel

(3178m) 22. August 1918 II. Ersteigung über die Nordkante, Lt.. Gustav Jahn, Oberarzt Dr. Erwin Merlet, Fahnr. Karl Huter (4 Std. reine Gehzeit)


18. September 1918 - Ersteigung des großen Murfreitturmes (2724m) über die Nordwestwand (2,5 Std.)

Dolomiten - Sella Gruppe - der große Murfreitturm

(Erstbesteigung im September 1912 durch Führer Hans Pescosta und Führeraspirant Luis Trenker aus St. Ullrich - Literatur ÖAZ 1919)

Bericht und Anstiegsskizzen von Gustav Jahn - III. Ersteigung am 18. September 1918,

mit den Leitern der Kursgruppe am Sellajoch, dem Oberarzt Dr. Erwin Merlet, Sanitätsleutnant Karl Huter und Leutnant Gustav Jahn

Foto: "Murfreit" um 1904

>> Selbsverfasster Bericht von Gustav Jahn "Eine Ersteigung des Gr. Murfreitturmes über die Nordostwand" lesen

 


Sellagruppe - Erster Sellaturm (2533m) I. Ersteigung über die Nordwand, am 22. September 1918, Gustav Jahn, Franz Barth (ÖAZ 1919 S76/S77und ÖAZ 1920 S75) und Überschreitung des zweiten und dritten Sellaturmes von West- nach Ost. über den Bergerweg zurück zum Sellahaus.


Sellagruppe -Zweiter Sellaturm (2593m) II. Ersteigung über die Nordwand, am 26. September 1918, Franz Barth und Gustav Jahn (ÖAZ 1919)


Das Tourenverzeichnis von Gustav Jahn aus dem Jahr 1918

 


 1919


In der zweiten Augustwoche 1919 traf sich Gustav Jahn mit Michael Kofler in Gstatterboden zu gemeinsamen Fahrten. Am 16. August hatten sie miteinander Pfannis Weg durch die Hochtor-Nordwand in unglaublich kurzer Zeit begangen. Am Abend äußerte Gustl wiederholt seine Freude darüber, daß er sich so besonders wohl fühle und trotz seiner 40 Jahre so außerordentlich "gut in Form" sei. Darum wurde für den kommenden Tag etwas ganz besonderes, der Aufstieg über die Ödstein-Norwestkante vereinbart.

17. August 1919 - Gesäuse Ödsteinkante - Gustav Jahn's letzte Tour ...

Die Route verläuft zu zwei Drittel über die Kante, ein Überhang erfordert den sogenannten „Preuß-Quergang“ - sehr ausgesetzt ! - wo sich der Absturz Gustav Jahn‘s nach Aussage des Bergungsteilnehmers Alfred Horeschofsky ereignet haben muß. Nach Aussagen Ortskundiger wurde an dieser Stelle auch der an die Wand gelehnte Pickel von Michael Kofler gefunden.
Jahn war Vorausgänger und hatte den sichernden Kameraden Michael Kofler mitgerissen.
Die Absturztiefe betrug ~ 500 Meter (das ist die vierfache Höhe des Stefansdomes in Wien).

Kofler hielt noch die Seilschlingen in der Hand und lag auf einem Felsband des Ödstein-Kars, Jahn etwas unterhalb, in drei Teile zerschlagen.

Hochtor und Ödstein von Westen - Aufnahme von Ing. Bruno Heß um 1918

Großer Ödstein - (2.355 m) – Ödsteinkante (bis V-)
Die Ödsteinkante bietet einen der bekanntesten klassischen Anstiege im Gesäuse.

Mit einer Wandhöhe von 700 m und einem langen Zu- und Abstieg stellt diese Tour zu dieser Ziet eine große herausfordernde alpine Unternehmung dar.

NW-KANTE (IV). Sehr schwierige Kletterei, eine der großartigsten der gesamten Gesäuseberge; an der Schlüsselstelle fester Fels. Der einstieg (Originalweg Dibona) erfolgt am tiefsten Punkt der abfallenden NW-Kante, noch vor Beginn der engen Schneeschlucht, die den Zugang zur unmittelbaren N-Wand vermittelt. Zuerst über eine schwierige Wand und durch eienen überhängenden Kamin auf ein Köpfel, dann schwierig rechts querend und sehr schwierig auf eine ebene Stufe. Durch ein schwach ausgeprägtes System von Spalten aufwärts, nach 1. zu eime, Schuttplätzchen.

PREUßEINSTIG (III): Durch einen sehr steilen, brüchigen Riß auf ein schönes, breites Band, das nach rechts bis zum Schuttplätzchen führt (Vereinigung mit dem Originalweg). Durch einen steilen Kamin auf ein höher gelegenes Band nach rechts zu einer Nische, durch einen überhangenden Spalt und über eine Wandstufe zur Kante. An dieser direkt aufwärts, bis sich die Steilheit mindert. Nun entweder über den Grat oder 1. in den Schrofen querend zum Sattel vor dem Steilaufbau der mittleren Kante. Vom Sattel über eine zunehmend steile, etwa 50 m hohe Wand an den Überhang, einen vorspringenden, abgestuften Wulst. Sehr schwierig über diesen auf die Stufe und darauf 2m nach 1. und über steile Platten zum zweiten Überhang. Darüner hinweg und über eine anschließende Platte zur Nische inmitten eines Steilaufbaues. Nun einige Möglichkeiten: (siehe Detailbild)

Gustav Jahn und Michel Kofler nahmen von hier aus vermutlich (b.) den Preußquergang - eine verhängnisvolle Enstscheidung.

B.) PREUßQUERGANG: (IV); Von der Nische nach 1. um eine als kleiner Kegel ausgeprägte Kante herum und 20m waagrecht über eine glatte Platte entlang zu einem Schartel in einem vorspringenden, kanzelartigen Band. Dann 3 m nach 1. und gerade aufwärts zum Originalweg (nur von sportlichen Chaarakter).

... hier nahm das tragische Geschehen vermutlich seinen Lauf ...

Als am Abend des 17. August die zwei nicht zurückkamen, wurde man im Hotel besorgt und rief, was gerade erreichbar war, zu einer Rettungsunternehmung. Die Rettungsmannschaft brauchte nicht lange zu suchen. Im Ödsteinkar fand man am Fuße der Kante Jahn und Kofler als Leichen. Gustav Jahn wurde im Johnsbacher Friedhof, in dem schon viele abgestürzte Bergsteiger ihre letzte Ruhe gefunden hatten, begraben. Sein Name ist und ein Symbol, und als Mensch ist er uns Vorbild durch seine beispielgebenden Taten und dem Unvergänglichen seiner geschaffenen Kunstwerke.

>>> Hier können Sie mehr über die Bergung von Gustav Jahn erfahren ...

Gesäuseeingang mit Hochtorgruppe- Gemälde von Bruno Hess, und rechts ein Foto von Andreas Hollinger, Nationalpark Gesäuse

 


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